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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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68 Früher <strong>ist</strong> nicht zwangsläufig besserDas Screening von gesunden Menschen sollte nicht leichtfertig erfolgen;es hat immer auch gewichtige Nachteile, die uns ein umsichtigesVorgehen abverlangen. Eine Screeninguntersuchung <strong>ist</strong> <strong>eine</strong>medizinische Maßnahme (Intervention). Aber nicht nur das; schondas Angebot <strong>eine</strong>s Screenings stellt <strong>eine</strong> Intervention dar. Selbst beijemandem, <strong>der</strong> dieses Angebot ablehnt, hinterlässt es <strong>eine</strong>n nagendenZweifel, ob er die «richtige» Entscheidung getroffen hat o<strong>der</strong>nicht – das liegt in <strong>der</strong> menschlichen Natur. Etwas ganz an<strong>der</strong>es <strong>ist</strong>es, wenn <strong>eine</strong>m ein Screening gar nicht erst angeboten wird.Ein Screening sollte gesunden Menschen, die dadurch Gewissheiterlangen o<strong>der</strong> <strong>eine</strong>r Behandlung zugeführt werden können, nurangeboten werden, wenn es fundierte Belege da<strong>für</strong> gibt, dass dasScreening (a) bei annehmbaren Kosten mehr nützt als schadet und(b) im Rahmen <strong>eine</strong>s hochwertigen und gut organisierten Programmsangeboten wird (s. u.). 1Screening <strong>ist</strong> viel mehr als ein einmaliger Test. Menschen, die zurTeilnahme an <strong>eine</strong>m Screening eingeladen werden, benötigen ausreichendunverzerrte, relevante Informationen, damit sie entscheidenkönnen, ob sie das Angebot annehmen wollen o<strong>der</strong> nicht, d. h.,sie müssen wissen, worauf sie sich einlassen (s. u.). 2Tatsächlich sind Screeninguntersuchungen dann und nur dannsinnvoll, wenn <strong>für</strong> die aufzudeckende Erkrankung auch <strong>eine</strong> wirksameBehandlung ex<strong>ist</strong>iert.Lehren aus dem Neuroblastom-ScreeningDie Erfahrungen mit dem Screening auf ein Neuroblastom – <strong>eine</strong>seltene Krebsart, die vorwiegend bei kl<strong>eine</strong>n Kin<strong>der</strong>n auftritt – sindin mehrfacher Hinsicht lehrreich. Dieser Tumor befällt die Nervenzellenin verschiedenen Teilen des Körpers. Die Überlebensraten <strong>der</strong>betroffenen Kin<strong>der</strong> hängen u. a. davon ab, welcher Körperteil betroffen<strong>ist</strong>, wie weit sich <strong>der</strong> Tumor bei <strong>der</strong> Diagnosestellung schonausgebreitet hat und wie alt das Kind <strong>ist</strong>. Die 5-Jahres-Gesamtüberlebensratebei <strong>der</strong> Diagnose von Kin<strong>der</strong>n im Alter zwischen 1 und4 Jahren beträgt rund 55 %. 3 Eine merkwürdige Eigenschaft desNeuroblastoms <strong>ist</strong>, dass es zu den wenigen Krebsarten gehört, die© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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