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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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94 Wie man mit Unsicherheit im Hinblick auf Therapieeffekte umgehtUnd während die Gabe von Aspirin unmittelbar bei <strong>der</strong> Diagnosestellungdas Sterberisiko von Herzinfarkt-Patienten erheblichsenkt, so hängt die Antwort auf die Frage, ob die Einnahme vonAspirin im Hinblick auf die Herzinfarkt- und Schlaganfallpräventionmehr schadet als nützt, doch auch davon ab, ob die Patienten an<strong>eine</strong>r zugrunde liegenden Herz-Kreislauf- (kardiovaskulären) Erkrankungleiden. Die Vorteile (Senkung des Risikos <strong>für</strong> Herzinfarkt,Schlaganfall und kardiovaskulär bedingten Tod) müssen gegen dieRisiken (insbeson<strong>der</strong>e den durch Blutungen in das Gehirn verursachtenSchlaganfalltyp sowie gastrointestinale Blutungen) abgewogenwerden. Bei Patienten, die bereits an <strong>eine</strong>r Herz-Kreislauf-Erkrankungleiden, wiegen die Vorteile des Medikaments eindeutigschwerer als s<strong>eine</strong> Risiken. Bei ansonsten gesunden Menschen dagegenwird das Blutungsrisiko nicht eindeutig durch die mit Aspirinverbundenen Vorteile aufgewogen (s. Kap. 7). 11Wenn Ärzte sich nicht einig sindBei vielen Erkrankungen und Beschwerden besteht <strong>eine</strong> erheblicheUnsicherheit, inwieweit die verfügbaren Therapien wirksam sindo<strong>der</strong> welche Behandlung <strong>für</strong> welchen Patienten am besten <strong>ist</strong>. Dashin<strong>der</strong>t manche Ärzte allerdings nicht daran, <strong>eine</strong> eindeutige Meinungdazu zu vertreten, obwohl diese von Arzt zu Arzt durchaussehr unterschiedlich ausfallen kann. Dies kann im Hinblick auf dieBehandlungen, die <strong>für</strong> <strong>eine</strong> bestimmte Erkrankung verordnet werden,zu beträchtlichen Unterschieden führen.Als Iain Chalmers, <strong>eine</strong>r <strong>der</strong> britischen Autoren dieses Buchs,sich in den 1990er-Jahren während <strong>eine</strong>s Urlaubs in den USA dasSprunggelenk brach, musste er dort <strong>eine</strong>n orthopädischen Chirurgenaufsuchen, <strong>der</strong> das Bein vorübergehend in <strong>eine</strong> Schiene legte.Nach Abklingen <strong>der</strong> Schwellung sollte dann <strong>für</strong> sechs <strong>Wo</strong>chen einUnterschenkelgips angelegt werden. Nach Großbritannien zurückgekehrt,suchte er einige Tage später die örtliche Unfallchirurgieauf, wo <strong>der</strong> britische orthopädische Chirurg die Empfehlung s<strong>eine</strong>samerikanischen Kollegen ohne Umschweife verwarf. Das Bein einzugipsensei, so meinte er, vollkommen unangebracht. Angesichts© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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