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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Erhoffte, aber nicht eingetretene Wirkungen 49Studien sowohl bei Männern als auch Frauen, die im MutterleibDES ausgesetzt gewesen waren, wurde seitdem <strong>eine</strong> Vielzahl anschwerwiegenden Nebenwirkungen von DES nachgewiesen. Dazugehörten neben dem vermehrten Vorkommen seltener Krebsartenauch an<strong>der</strong>e Anomalien des Fortpflanzungsapparats.Als endlich offiziell verlautbart wurde, dass DES nicht in <strong>der</strong>Schwangerschaft angewendet werden sollte, waren bereits mehrereMillionen Menschen dem Medikament ausgesetzt worden. Nachheutigem Kenntnisstand kann man sagen, dass viel weniger ÄrzteDES verschrieben hätten, wenn sie die sehr zuverlässige wissenschaftlicheEvidenz zu DES genutzt hätten, die in den 1950er-Jahrenverfügbar war. Denn <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>, dass DES bezüglich <strong>der</strong> Beschwerden,<strong>für</strong> die es in erster Linie verordnet wurde, auch wirkte, war imGrunde nie erbracht worden. Tragischerweise war das Fehlen <strong>der</strong>Wirksamkeitsbelege auf breiter Front übersehen worden. 7HormonersatztherapieBei Frauen in <strong>der</strong> Menopause <strong>ist</strong> <strong>eine</strong> Hormonersatztherapie (engl.hormone replacement therapy, HRT) zur Lin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> häufig auftretendenund belastenden Hitzewallungen sehr wirksam, und esgibt etliche Anhaltspunkte da<strong>für</strong>, dass sie auch vorbeugend gegenOsteoporose (Knochenschwund) wirkt. Nach und nach wurden <strong>der</strong>HRT immer mehr positive Effekte zugeschrieben, u. a. auch die Verhütungvon Herzinfarkten und Schlaganfällen, sodass Millionenvon Frauen auf ärztlichen Rat hin die HRT wegen dieser und weitererangeblicher Vorteile längerfr<strong>ist</strong>ig anzuwenden begannen. DieGrundlage <strong>für</strong> diese Behauptungen war allerdings mehr als schwach.Sehen wir uns nur einmal die Herzinfarkte an. Mehr als 20 Jahrelang hat man Frauen erzählt, dass die HRT ihr Risiko <strong>für</strong> dieseschwere Krankheit reduziert – tatsächlich beruhte diese Aussage aufden Ergebnissen verzerrter (unfairer) Studien (s. Kap. 1 und Kap. 6).1997 wurde dann <strong>eine</strong> Warnung herausgegeben, dass diese Aussagefalsch sein könnte: Forscher aus Finnland und Großbritannien hattendie Ergebnisse gut durchgeführter Studien systematisch ausgewertet8 und dabei festgestellt, dass die HRT, anstatt das Auftreten© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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