13.07.2015 Aufrufe

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

160 Reglementierung von Therapietests: hilfreich o<strong>der</strong> hin<strong>der</strong>lich?Die Voreingenommenheit <strong>der</strong> Ethik«Wenn ein Arzt <strong>eine</strong> neue Therapie ausprobiert, mit <strong>der</strong> Absicht, sie sorgfältig zubeobachten, ihre Auswirkungen zu bewerten und die Ergebnisse zu veröffentlichen,dann betreibt er Forschung. Die Objekte dieser Forschung (d. h. die Versuchspersonen/Probanden),so die Idee, bedürfen <strong>eine</strong>s beson<strong>der</strong>en Schutzes. SeinStudienprotokoll muss von <strong>eine</strong>r Ethik-Kommission geprüft werden. Auch dieEinwilligungserklärung <strong>der</strong> Teilnehmer nach erfolgter Aufklärung (engl. informedconsent) wird sorgfältig geprüft, und unter Umständen wird das Forschungsvorhabenuntersagt. An<strong>der</strong>erseits kann ein Arzt diese neue Therapie [in s<strong>eine</strong>r Praxis]ausprobieren, ohne sie genauer untersuchen zu wollen, bloß weil er davon überzeugt<strong>ist</strong>, dass s<strong>eine</strong> Patienten davon profitieren. In diesem Fall stellt sein Ausprobieren<strong>der</strong> neuen Therapie k<strong>eine</strong> Forschung dar: Für den ‹Therapieversuch› benötigter k<strong>eine</strong> Genehmigung seitens <strong>der</strong> Ethik-Kommission, und das Einholen <strong>der</strong>Zustimmung s<strong>eine</strong>r Patienten wird lediglich vom Risiko <strong>eine</strong>r Arzthaftungsklagekontrolliert.Es scheint, dass die Patienten im zweiten Szenario (ohne Forschung) ein deutlichhöheres Risiko tragen als die Patienten im ersten Szenario (als Teilnehmer an <strong>eine</strong>roffiziellen klinischen Studie). Zudem scheint <strong>der</strong> Arzt im ersten Szenario vomethischen Standpunkt her mehr Anerkennung zu verdienen. Er führt <strong>eine</strong> Bewertung<strong>der</strong> Therapie durch, wohingegen <strong>der</strong> Arzt im zweiten Szenario die Therapieauf <strong>der</strong> Grundlage s<strong>eine</strong>r unvollkommenen Intuition anwendet. Da im Mittelpunktethischer Verhaltensrichtlinien, die den Schutz des Patienten im Sinn haben,aber das Ziel <strong>der</strong> Schaffung verallgem<strong>eine</strong>rbarer Erkenntnisse steht, reglementierensie den verantwortlichen Studienarzt, nicht aber denverantwortungslosen Abenteurer.»Lantos J. Ethical issues – how can we d<strong>ist</strong>inguish clinical research from innovativetherapy? American Journal of Pediatric Hematology/Oncology 1994; 16: 72–75.Information und EinverständnisAuch die Anfor<strong>der</strong>ungen seitens <strong>der</strong> Reglementierungssysteme andie Bereitstellung von Patienteninformationen und die Zustimmungzur Studienteilnahme dienen eher <strong>der</strong> Abschreckung als demAnreiz, sich mit Unsicherheiten bezüglich medizinischer Therapienauseinan<strong>der</strong>zusetzen. Es <strong>ist</strong> wichtig – und ethisch unabdingbar – dieInteressen all <strong>der</strong>jenigen zu berücksichtigen, die sich <strong>der</strong>zeit in Behandlungbefinden, und nicht nur <strong>der</strong> wenigen Personen, die ankontrollierten Studien teilnehmen. 2 Deshalb sollte <strong>der</strong> Standard <strong>für</strong>die Einwilligung in <strong>eine</strong> Therapie nach erfolgter Aufklärung («informierteEinwilligung») <strong>für</strong> alle Personen gleich sein, egal, ob sie dieTherapie innerhalb o<strong>der</strong> außerhalb offizieller Therapiestudien erhalten.Um <strong>eine</strong> Entscheidung treffen zu können, die mit ihren© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!