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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Faire Tests von Therapien 109Schub haben. Ein solcher Schub hält aber naturgemäß selten längereZeit an. Ganz gleich, ob es sich bei <strong>der</strong> Behandlung, welche die Patientendann erhalten, um <strong>eine</strong> wirksame o<strong>der</strong> unwirksame schulmedizinischeo<strong>der</strong> auch alternative Therapie handelt: Nach <strong>der</strong> Behandlungnehmen die Schmerzen <strong>der</strong> Patienten ab, und zwareinfach deshalb, weil <strong>der</strong> Schub abklingt. Verständlicherweise neigenÄrzte und Patienten aber dazu, solche Besserungen auf die Behandlungzurückzuführen, selbst wenn sie möglicherweise gar nichtda<strong>für</strong> verantwortlich <strong>ist</strong>.Die positiven Wirkungen von Optimismus und WunschdenkenHeute wissen wir Einiges über die psychologischen Gründe da<strong>für</strong>,dass Menschen dazu neigen, <strong>eine</strong> Besserung ihrer Krankheit <strong>der</strong>Behandlung zuzuschreiben, die sie erhalten haben. Wir alle neigenzu dem Glauben, dass, wenn ein Ereignis auf das an<strong>der</strong>e folgt, danndas erste Ereignis <strong>für</strong> das zweite verantwortlich <strong>ist</strong>. Ferner neigenwir dazu, Muster zu sehen, wo k<strong>eine</strong> sind: Dies <strong>ist</strong> ein Phänomen,das sich oft und bei so unterschiedlichen Dingen wie dem Münzenwerfen,bei Aktienkursen und Korbwürfen beim Basketball beobachtenlässt. Wir alle sind auch anfällig <strong>für</strong> ein Problem, das man alsBestätigungsbias (engl. confirmation bias) bezeichnet: Wir sehen,was wir zu sehen erwarten: «Glauben heißt sehen». Jedes Argument,das unsere Überzeugungen stützt, stärkt unser Vertrauen darauf,dass wir Recht haben. Umgekehrt erkennen o<strong>der</strong> akzeptieren wirInformationen, die unseren Ansichten wi<strong>der</strong>sprechen, nicht so ohneweiteres und neigen deshalb dazu, die Augen davor zu verschließen,oftmals unbewusst.Die me<strong>ist</strong>en Patienten und Ärzte hoffen natürlich, dass die medizinischeBehandlung hilft. Sie kommen vielleicht zu dem Schluss,dass etwas wirkt, einfach weil dies mit ihrer Überzeugung, dass eswirken sollte, übereinstimmt. Nach Informationen, die ihren Überzeugungenzuwi<strong>der</strong>laufen, wird gar nicht erst gesucht, o<strong>der</strong> sie werdenverworfen. Diese psychologischen Muster erklären auch, warumPatienten, die daran glauben, dass ihnen <strong>eine</strong> Behandlung helfenwird, durchaus auch <strong>eine</strong> Besserung ihres Zustands erleben können– selbst wenn die Behandlung in Wirklichkeit gar k<strong>eine</strong>n aktiven© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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