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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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92 Wie man mit Unsicherheit im Hinblick auf Therapieeffekte umgehtüblicherweise an Kopf und Hals, betroffen; Hämangiome könnenaber auch in Körperorganen wie <strong>der</strong> Leber vorkommen. Die Hauterscheinungen(wegen ihres hellroten, erhabenen Erscheinungsbildesauch Erdbeerläsionen genannt) sind normalerweise nicht gleichbei <strong>der</strong> Geburt sichtbar, son<strong>der</strong>n treten im Allgem<strong>eine</strong>n etwa in <strong>der</strong>ersten Lebenswoche auf. Nach den ersten drei Lebensmonaten, indenen sie me<strong>ist</strong> sehr schnell wachsen, verlangsamt sich die Wachstumsgeschwindigkeit.In den me<strong>ist</strong>en Fällen bilden sie sich bis zumAlter von etwa fünf Jahren von selbst zurück; dabei kann einschwach rosafarbenes Mal o<strong>der</strong> überschüssige Haut zurückbleiben.Manche Hämangiome müssen wegen ihrer Lage jedoch behandeltwerden – z. B., wenn sie ein Auge überdecken o<strong>der</strong> die Naseblockieren. Eine Behandlung kann aber auch wegen an<strong>der</strong>er Komplikationenerfor<strong>der</strong>lich werden: Ausgeprägte geschwürartige (ulzerierte)Hämangiome können sich infizieren, o<strong>der</strong> bei Patienten mitgroßflächigen Gewebeverän<strong>der</strong>ungen kann sich <strong>eine</strong> Herzschwäche(Herzinsuffizienz) entwickeln, weil das Herz so viel Blut durch diein diesem Blutschwamm befindlichen Blutgefäße pumpen muss.Bis vor kurzem galten Steroide bei problematischen Blutgefäßenals medikamentöse Behandlung <strong>der</strong> ersten Wahl. 2008 konntenÄrzte jedoch mit <strong>eine</strong>r an<strong>der</strong>en Therapie, auf die sie rein zufälliggestoßen waren, aufsehenerregende Ergebnisse erzielen. Bei <strong>eine</strong>mSäugling mit <strong>eine</strong>m riesigen Hämangiom, das fast das ganze Gesichtund das rechte Auge überdeckte, hatten sie zunächst Steroide eingesetzt.Als das Baby trotz dieser Maßnahme aber <strong>eine</strong> Herzinsuffizienzentwickelte, leiteten sie die Therapie mit Propranolol ein, demStandardmedikament <strong>für</strong> diese Erkrankung. Zu ihrem großen Erstaunenbesserte sich binnen 24 Stunden auch das Aussehen desHämangioms. Innerhalb von <strong>eine</strong>r <strong>Wo</strong>che war <strong>der</strong> Tumor so weitgeschrumpft, dass das Baby ein Augenlid öffnen konnte. Nachsechsmonatiger Behandlung hatte sich das Hämangiom zurückgebildet.Im darauffolgenden Jahr wendeten die Ärzte Propranolol bei<strong>eine</strong>m Dutzend weiterer Kin<strong>der</strong> mit ähnlich großem Erfolg an.Auch an<strong>der</strong>e Ärzte erzielten bei <strong>eine</strong>r kl<strong>eine</strong>n Anzahl von Kin<strong>der</strong>neindrucksvolle Ergebnisse mit diesem Medikament. Mittlerweilewird Propranolol bei <strong>eine</strong>r größeren Anzahl von Säuglingen genaueruntersucht. 7,8© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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