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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Neu – aber auch besser? 35gung zu zahlen. Der durch diese verheerenden Fehlbildungen angerichteteSchaden war immens hoch. In den rund 46 Län<strong>der</strong>n, in denenÄrzte Thalidomid verordnet hatten (in einigen Län<strong>der</strong>n war essogar frei verkäuflich), waren Tausende von Säuglingen betroffen.Ärzte, pharmazeutische Industrie und Patienten waren angesichts<strong>der</strong> Thalidomid-Tragödie gleichermaßen fassungslos. In <strong>der</strong> Folgekam es weltweit zu <strong>eine</strong>r Neugestaltung <strong>der</strong> Prozesse, die die Entwicklungund Zulassung von Arzneimitteln steuern. 3Eine tragische Epidemie von Blindheit bei Babys«Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurden zahlreiche neue Therapieneingeführt, welche die Überlebenschancen von Frühgeborenen verbessern sollten.Im Laufe <strong>der</strong> nächsten paar Jahre zeigte sich jedoch in schmerzlicher Weise,dass verschiedene Än<strong>der</strong>ungen bei den pflegerischen Maßnahmen völlig unerwarteteschädliche Wirkungen zeitigten. Die bedeutendste dieser tragischen klinischenErfahrungen war die in den Jahren 1942 bis 1954 auftretende ‹Epidemie›von Blindheit, <strong>der</strong> sogenannten Frühgeborenen-Retinopathie o<strong>der</strong> retrolentalenFibroplasie. Wie sich herausstellte, stand diese Erkrankung mit <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Sauerstoffzufuhrim Rahmen <strong>der</strong> Behandlung von unvollständig entwickelten Neugeborenenin Zusammenhang. Der zwölf Jahre währende Kampf gegen denAusbruch <strong>der</strong> Krankheit machte auf ernüchternde Weise deutlich, wie wichtig es<strong>ist</strong>, alle medizinischen Neuerungen <strong>eine</strong>r gründlichen Bewertung zu unterziehen,bevor sie zur allgem<strong>eine</strong>n Anwendung zugelassen werden.»Silverman WA. Human experimentation: a guided step into the unknown.Oxford: Oxford University Press, 1985: vii-viii.VioxxDoch obwohl die Arzneimittelprüfrichtlinien erheblich verschärftwurden, können selbst die besten Prüfmethoden k<strong>eine</strong> absoluteSicherheit garantieren. Nichtsteroidale Antiphlog<strong>ist</strong>ika (NSAID)sind ein gutes Beispiel da<strong>für</strong>, warum wir so etwas wie Arzneimittelüberwachungbrauchen. Gewöhnlich werden NSAID außer zurSchmerzlin<strong>der</strong>ung und Entzündungshemmung bei verschie denenErkrankungen (z. B. Arthritis) auch zur Fiebersenkung eingesetzt.Zu den «traditionellen» NSAID gehören viele frei verkäufliche Medikamentewie Aspirin und Ibuprofen. Zu ihren Nebenwirkungenzählen bekanntlich Magen- und Darmreizungen, die zu Dyspepsie(«Verdauungsstörungen») und gelegentlich auch zu Blutungenund sogar gastrischen Ulzera (Magengeschwüren) führen können.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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