13.07.2015 Aufrufe

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

150 Bewertung <strong>der</strong> relevanten verlässlichen Evidenztematische Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse fairer Therapietests aus dembesagten Zeitraum hätten gewinnen und berücksichtigen können. 11Der Vergleich zeigte, dass die Lehrbuchempfehlungen häufig falschwaren, weil die Autoren die relevante Evidenz nicht systematischgeprüft hatten. Das hatte katastrophale Folgen. In einigen Fällenkam es dazu, dass Patienten mit Herzinfarkt deshalb lebensrettendeTherapien (z. B. gerinnselauflösende Medikamente) vorenthaltenblieben. Und es gab an<strong>der</strong>e Fälle, in denen Ärzte Therapien auchdann noch empfahlen, nachdem faire Tests längst gezeigt hatten,dass diese tödlich verlaufen können (z. B. die Gabe von Medikamenten,die bei Herzinfarkt-Patienten Herzrhythmusstörungenmil<strong>der</strong>n sollen; s. o. und Kap. 2, S. 46 f.).Die Wissenschaft <strong>ist</strong> kumulativ, aber Wissenschaftler akkumulierendie Evidenz nicht wissenschaftlich«Wissenschaftler reden schon seit etwa 25 Jahren von <strong>der</strong> sogenannten ‹kumulativenMeta-Analyse›: Dazu lässt man parallel zur voranschreitenden Forschung<strong>eine</strong> Meta-Analyse zu <strong>eine</strong>r bestimmten Intervention laufen. Jedes Mal, wenn <strong>eine</strong>Studie abgeschlossen <strong>ist</strong>, gibt man die entsprechenden Daten ein und erhält soein aktualisiertes gepooltes Ergebnis. Auf diese Weise entwickelt man ein Gefühlda<strong>für</strong>, in welche Richtung sich die Ergebnisse bewegen. Beson<strong>der</strong>s nützlich dabei<strong>ist</strong>, dass auf diese Weise <strong>eine</strong> gute Chance besteht, <strong>eine</strong> stat<strong>ist</strong>isch signifikanteAntwort zu erkennen, sobald sich Anhaltspunkte da<strong>für</strong> ergeben, ohne dass mandas Leben von Menschen in weiteren unnötigen wissenschaftlichen Untersuchungengefährden muss.»Goldacre B. Bad Science: How pools of blood trials could save lives.The Guardian, 10. Mai 2008, S. 16.Noch immer erleiden Patienten Schaden, weil es nicht gelingt, dieErgebnisse von Studien in systematischen Reviews zusammenzufassen,sobald neue Erkenntnisse verfügbar werden. Blutersatzstoffez. B., bei denen auf Kühlung und Kreuzproben verzichtet werdenkann, stellen bei <strong>der</strong> Versorgung von Blutungen offensichtlich <strong>eine</strong>attraktive Alternative zu echtem Blut dar. Lei<strong>der</strong> erhöhen diese Produkteauch das Risiko, <strong>eine</strong>n Herzinfarkt zu erleiden und zu versterben.Wie <strong>eine</strong> systematische Übersichtsarbeit zu den seit den späten1990er-Jahren veröffentlichten randomisierten Studien ganz klarzeigte, hätte man die mit diesen Blutersatzstoffen verbundenen Ge-© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!