13.07.2015 Aufrufe

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

190 Richtige Forschung geht uns alle anEnde <strong>der</strong> 1980er-Jahre hatten mit HIV infizierte o<strong>der</strong> an AIDS erkrankteMenschen in den USA erstaunlich viel Wissen über ihreKrankheit angehäuft. Politisch waren sie darauf ausgerichtet, ihreInteressen gegen das Establishment zu verteidigen, wodurch sie Patientenden Weg zur Mitbestimmung über das Design von Studienebneten. Diese Mitsprache führte schließlich dazu, dass den Patientenin den Studien verschiedene Behandlungsoptionen und flexibleStudiendesigns angeboten wurden, um sie zur Teilnahme an Studienzu ermutigen. Diesem Beispiel folgte man Anfang <strong>der</strong> 1990er-Jahrein Großbritannien, als man <strong>eine</strong> AIDS-Patientengruppe an Studienbeteiligte, die am Chelsea and Westminster Hospital in Londondurchgeführt wurden: Die Patienten halfen bei <strong>der</strong> Auswahl desrichtigen Studiendesigns. 14Diese AIDS-Aktiv<strong>ist</strong>en ließen die Studienleiter aufhorchen: Wasmanche Wissenschaftler als ein durch organisierte Patientengruppenverursachtes Chaos ansahen, war genau genommen die legitimeInfragestellung <strong>der</strong> Interpretation von Unsicherheit durch die Wissenschaftler.Bis dahin hatten die Wissenschaftler bei ihrem Vorgehendie von Patienten bevorzugten Studienzielgrößen schlicht übersehen.An<strong>der</strong>erseits lernten die Patienten einzuschätzen, welcheGefahren damit verbunden sind, wenn man vorschnell über dieWirkungen neuer Medikamente urteilt und den For<strong>der</strong>ungen nachZulassung <strong>eine</strong>s «vielversprechenden» neuen AIDS-Medikamentsnachgibt, bevor es <strong>eine</strong>r strengen Prüfung unterzogen wurde. DieWissenschaftler mögen eingewendet haben, dass <strong>eine</strong> solche «mitfühlendeZulassung» (engl. compassionate release) neuer Medikamentedie Qual <strong>der</strong> Ungewissheit <strong>für</strong> gegenwärtige und zukünftigePatienten nur verlängere. Die Patienten hielten jedoch dagegen,dass dadurch sowohl bei Patienten als auch Wissenschaftlern letztendlichdie Einsicht beschleunigt wurde, dass wir besonnene, kontrollierteTherapiebewertungen brauchen, die gemeinsam geplantwerden und die die Bedürfnisse bei<strong>der</strong> Seiten berücksichtigen. 15In den 1990er-Jahren hat beson<strong>der</strong>s <strong>eine</strong> AIDS-Studie sehr eindrücklichgezeigt, wie wichtig es <strong>ist</strong>, Patienten an <strong>der</strong> Forschung zubeteiligen. Sie fiel in die Zeit, als das Medikament Zidovudin geradeerst zur Behandlung von AIDS zugelassen worden war. Es gab fundierteBelege <strong>für</strong> <strong>eine</strong> positive Wirkung bei Patienten mit fortge-© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!