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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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182 Gute, schlechte und überflüssige klinische ForschungEin Grund <strong>für</strong> diese Ungleichheit <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Rummel um die klinischenFortschritte, die man sich aus <strong>der</strong> Grundlagenforschung, insbeson<strong>der</strong>e<strong>der</strong> Genetik, erhofft (zu genetischen Untersuchungen s. Kap. 4,S. 81 f.). Sir David Weatherall, ein bedeuten<strong>der</strong> <strong>Medizin</strong>er und Genetiker,drückte dies 2011 wie folgt aus:Unsere häufigsten Todesursachen spiegeln den Einfluss <strong>eine</strong>r großenAnzahl von Genen mit jeweils kl<strong>eine</strong>n Effekten in Verbindung mitwichtigen Beiträgen physikalischer und sozialer Einflussfaktoren wi<strong>der</strong>.Diese Arbeiten liefern wertvolle Informationen über etliche Krankheitsprozesse,unterstreichen aber auch die Individualität und Variabilität<strong>der</strong> zugrunde liegenden Krankheitsmechanismen. Das Zeitalter<strong>eine</strong>r personalisierten <strong>Medizin</strong>, die auf unserer genetischen Ausstattungberuht, liegt mit Sicherheit noch in weiter Ferne. 31Heute, 50 Jahre nach <strong>der</strong> Entdeckung <strong>der</strong> DNA-Struktur, scheintdiese Kakophonie von Behauptungen über die schon bald zu erwartendenVorteile <strong>der</strong> «genetischen Revolution» <strong>für</strong> die Gesundheitsversorgungallmählich zu verklingen. Ansch<strong>eine</strong>nd bricht langsamdie Wirklichkeit über uns herein. In <strong>eine</strong>m Vortrag über das Potenzial<strong>der</strong> Genetik <strong>für</strong> die Entwicklung neuer Medikamente kommentierteein Wissenschaftler dies wie folgt:Wir sind im Zeitalter des Realismus angekommen. … Genetische Aspektemüssen im Zusammenhang mit an<strong>der</strong>en Faktoren wie z. B. <strong>der</strong>Umwelt und dem klinischen Einsatz von Medikamenten gesehen werden.Nur weil ein Medikament bei <strong>eine</strong>m Patienten nicht wirkt, bedeutetdies nicht, dass die Ursache da<strong>für</strong> in <strong>eine</strong>r genetischen Variation desTherapieansprechens zu suchen <strong>ist</strong>. 32Im Editorial <strong>eine</strong>r Ausgabe <strong>der</strong> Wissenschaftszeitschrift Nature zurFeier des zehnten Jahrestages <strong>der</strong> Entschlüsselung des menschlichenGenoms hieß es dazu:… gewisse Fortschritte hat es in Form von Medikamenten gegeben, diegegen spezifische genetische Defekte gerichtet sind, wie sie z. B. bei einigenKrebsarten und auch bei einigen seltenen erblichen Krankheiten© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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