13.07.2015 Aufrufe

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

118 Faire Tests von Therapienverglichen wird. Balfour wollte herausfinden, ob das aus <strong>der</strong> SchwarzenTollkirsche gewonnene «Belladonna», wie manche Leute behaupteten,Kin<strong>der</strong> vor Scharlach schützen könne. Um also «zu vermeiden,dass ihm Selektion unterstellt würde», wie er es formulierte,teilte er die Kin<strong>der</strong> abwechselnd (alternierend) entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gruppezu, die das Medikament erhalten sollte, o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gruppe, die dasMedikament nicht erhielt. 5 Die Anwendung dieser alternierendenZuteilung (Allokation) o<strong>der</strong> irgend<strong>eine</strong>r an<strong>der</strong>en unverzerrten Art<strong>der</strong> Vergleichsgruppenbildung gehört zu den Schlüsselmerkmalenfairer Therapietests. Es erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich dieVergleichsgruppen ähnlich sind, und zwar nicht nur hinsichtlich<strong>der</strong> bekannten und zu untersuchenden Faktoren, son<strong>der</strong>n auch inBezug auf die nicht untersuchten Faktoren, welche die Genesungvon <strong>eine</strong>r Krankheit beeinflussen und <strong>für</strong> die unmöglich stat<strong>ist</strong>ischeAdjustierungen vorgenommen werden können.Um <strong>eine</strong> faire (unverzerrte) Zuteilung zu verschiedenen Therapienzu erreichen, müssen diejenigen, die solche fairen Tests entwerfen,unbedingt da<strong>für</strong> sorgen, dass Ärzte und Patienten nichtwissen o<strong>der</strong> vorhersehen können, wie die nächste Zuteilung aussehenwird. Wenn sie diese Zuteilung nämlich kennen, könnten sie –bewusst o<strong>der</strong> unbewusst – in Versuchung kommen, <strong>eine</strong> bestimmteTherapie auszuwählen. Wenn ein Arzt beispielsweise weiß, dass <strong>der</strong>nächste <strong>für</strong> die Teilnahme an <strong>eine</strong>r klinischen Studie vorgesehenePatient ein Placebo (<strong>eine</strong> Scheinbehandlung) erhalten wird, könnteer versuchen, <strong>eine</strong>n schwerer erkrankten Patienten von <strong>der</strong> Teilnahmean <strong>der</strong> Studie abzubringen, und auf <strong>eine</strong>n weniger kranken Patientenwarten. Selbst wenn also ein unverzerrtes Zuteilungsschemaerstellt wurde, findet <strong>eine</strong> unverzerrte Zuteilung zu den Behandlungsgruppennur statt, wenn die anstehenden Zuteilungen in diesemSchema erfolgreich vor den Personen geheim gehalten werden,die darüber entscheiden, ob ein Patient an <strong>der</strong> Studie teilnimmto<strong>der</strong> nicht. Auf diese Weise kann niemand vorhersagen, welche Behandlungals nächstes zugeteilt wird, und es wird niemand dazuverführt, vom unverzerrten Zuteilungsschema abzuweichen.Diese verdeckte Behandlungszuteilung wird normalerweise erstensdurch die Erstellung von Zuteilungsschemata erreicht, die wenigervorhersehbar sind als die einfache wechselweise Zuordnung –© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!