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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Bewertung <strong>der</strong> relevanten verlässlichen Evidenz 151fahren bereits mehrere Jahre vorher erkennen können und auch erkennenmüssen. 1Vermeidbare Nachteile <strong>für</strong> StudienteilnehmerWenn versäumt wird, die gesamte relevante und zuverlässige Evidenzzu bewerten, kann dies auch bei den Teilnehmern an wissenschaftlichenUntersuchungen zu Schädigungen führen, die eigentlichvermeidbar wären. Noch immer erhalten Forscher den Auftragund die Genehmigung, Studien durchzuführen, bei denen sie denTeilnehmern bekanntermaßen wirksame Therapien vorenthalten.So gab es beispielsweise zuverlässige Hinweise darauf, dass die Gabevon Antibiotika bei Patienten, die sich <strong>eine</strong>r Darmoperation unterzogen,die Wahrscheinlichkeit reduzierte, dass sie an Operationskomplikationenverstarben. Trotzdem führten Forscher, die esversäumt hatten, bereits vorhandene Erkenntnisse systematisch auszuwerten,weiterhin Vergleichsstudien durch, in denen die Hälfte<strong>der</strong> Teilnehmer an kontrollierten Studien k<strong>eine</strong> Antibiotika erhielt.Offensichtlich hatten die Einrichtungen, die diese Forschung för<strong>der</strong>ten,und die wissenschaftlichen Ethikkommissionen, welche dieStudienprotokolle geprüft hatten, diesen schwerwiegenden Fehlerübersehen und es versäumt, entsprechenden Druck auf die Forscherauszuüben.Wenn Forscher das, was bereits über die Wirkungen von Therapien,die sie einsetzen, bekannt <strong>ist</strong>, nicht systematisch auswerten,gefährden sie damit nicht nur behandlungsbedürftige Patienten,son<strong>der</strong>n auch gesunde Probanden. An <strong>der</strong> ersten Phase <strong>eine</strong>r Therapiestudienimmt oftmals nur <strong>eine</strong> sehr geringe Anzahl gesun<strong>der</strong>Freiwilliger teil. 2006 beispielsweise wurden sechs jungen männlichenProbanden an <strong>eine</strong>r privaten Forschungseinrichtung in WestLondon Infusionen <strong>eine</strong>s Medikaments gegeben, das zuvor nochnicht beim Menschen angewendet worden war. Sie alle erlitten lebensbedrohlicheKomplikationen, die ihre Gesundheit langfr<strong>ist</strong>igbeeinträchtigten: Einer von ihnen verlor Finger und Zehen. DieseTragödie hätte sehr wahrscheinlich verhin<strong>der</strong>t werden können, 13wenn erstens ein Bericht über <strong>eine</strong> schwerwiegende Reaktion auf einähnliches Medikament zur Publikation eingereicht worden wäre 14© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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