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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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194 Richtige Forschung geht uns alle anVerbrauchergruppen erfreulicherweise aktiv an ihren Zulassungsaktivitätenteilhaben. Als allerdings zwischen 2006 und 2008 <strong>eine</strong> Umfrageunter 23 dieser Gruppen durchgeführt wurde, ergab sich dabei,dass 15 teilweise o<strong>der</strong> sogar in erheblichem Umfang von Arzneimittelherstellerno<strong>der</strong> Verbänden <strong>der</strong> pharmazeutischen Industrie geför<strong>der</strong>twurden. Darüber hinaus konnte weniger als die Hälfte dieserGruppen gegenüber <strong>der</strong> Behörde genaue Angaben über Herkunfto<strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> von ihnen bezogenen För<strong>der</strong>mittel machen. 17Die Bürger an <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung beteiligen«Die Verschmelzung <strong>der</strong> Interessen von Patientenvertretungen, denjenigen,welche medizinische Therapien verkaufen, und denen, die sie verordnen, sorgt <strong>für</strong><strong>eine</strong> starke Mixtur aus verschiedenen Einflüssen, welche die Entscheidungsträgerfast immer in <strong>eine</strong> Richtung drängt: noch mehr Tests, noch mehr Eingriffe, nochmehr Betten, noch mehr Tabletten …Als jemand, <strong>der</strong> sich seit mehr als zehn Jahren mit diesem Thema befasst, habeich das Gefühl, dass in dieser Debatte häufig <strong>eine</strong> Stimme fehlt, nämlich diejenige,die das öffentliche Interesse nachhaltig vertritt. Gesponserte Patientenvertretungensind schnell bereit, <strong>eine</strong> neue Therapie o<strong>der</strong> Technologie in den Himmel zuheben, zögern aber, ihre begrenzte Wirksamkeit, ihre übermäßigen Kosten o<strong>der</strong>offenkundigen Gefahren öffentlich zu kritisieren. Und wie viele Journal<strong>ist</strong>en neigenauch Politiker dazu, sich unnötigerweise durch führende Ärzte und leidenschaftlicheFürsprecher einschüchtern zu lassen, die sich nur allzu oft <strong>für</strong> Marketingkampagneneinspannen lassen, in denen Krankheitsdefinitionen erweitertund die teuersten Lösungen beworben werden.Vielleicht kann die Gründung neuer Bürgerlobbys im Gesundheitswesen, die sichdamit auskennen, wie man wissenschaftliche Evidenz nutzen und missbrauchenkann, bewirken, dass die Debatte über die Ausgabenpriorisierung auf <strong>eine</strong> fundiertereGrundlage gestellt wird. Solche Bürgergruppen könnten es sich zur Aufgabemachen, irreführendes Marketing in den Medien routinemäßig aufzudeckenund sowohl Öffentlichkeit als auch Entscheidungsträgern real<strong>ist</strong>ische und differenzierteBewertungen <strong>der</strong> Risiken, Vorteile und Kosten <strong>eine</strong>r sehr viel breiterenPalette von Gesundheitsstrategien zugänglich zu machen.»Moynihan R. Power to the people. BMJ 2011; 342: d2002.In einigen Fällen haben Pharmaunternehmen selbst Patientenorganisationengegründet, um Einfluss zugunsten ihrer Produkte zunehmen. So hat <strong>eine</strong>s <strong>der</strong> Unternehmen, die Interferon herstellen,<strong>eine</strong> neue Patientengruppe mit dem Namen «Action for Access» insLeben gerufen, um den britischen National Health Service dazu zubewegen, Interferone zur Behandlung <strong>der</strong> multiplen Sklerose verfügbarzu machen (siehe oben). 18, 19 Die Botschaft, die diese Patien-© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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