13.07.2015 Aufrufe

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Wo</strong>durch zeichnet sich <strong>eine</strong> bessere Gesundheits versorgung aus? 211Bei vielen Krankheiten haben wir nicht die Möglichkeit, <strong>eine</strong>Therapie auszuprobieren und abzuwarten, was passiert: Das Behandlungsergebnis<strong>ist</strong> nicht zeitnah verfügbar o<strong>der</strong> zu ungewiss. Obbeispielsweise Aspirin bei <strong>eine</strong>m Patienten <strong>eine</strong>n Schlaganfall verhin<strong>der</strong>t,kann man erst erkennen, wenn es zu spät <strong>ist</strong>. In <strong>der</strong> Präventivmedizinstellt das in den me<strong>ist</strong>en Fällen ein Problem dar. Dasselbegilt auch <strong>für</strong> die Behandlung zahlreicher akuter Erkrankungenwie z. B. Hirnhautentzündung (Meningitis), Lungenentzündung(Pneumonie) o<strong>der</strong> Schlangenbisse, bei denen wir k<strong>eine</strong> Gelegenheithaben, die Therapie bei jedem einzelnen Patienten zu testen undabzuwarten. Deshalb sind wir darauf angewiesen zu prüfen, ob undwie wir die Evidenz aus den Erfahrungen mit <strong>der</strong> Untersuchungan<strong>der</strong>er Patienten anwenden können.Wenn wir in <strong>der</strong> Praxis dann Glück haben und die Evidenz sichauf <strong>eine</strong>n Patienten anwenden lässt, muss man sich unbedingt fragen,inwiefern sich <strong>der</strong> Schweregrad <strong>der</strong> Krankheit bei diesem Patienten(bzw. bei Gesunden das vorhergesagte Risikoausmaß) mitdem <strong>der</strong> Studienpatienten vergleichen lässt. Im Allgem<strong>eine</strong>n profitierenschwerer erkrankte Patienten stärker von <strong>eine</strong>r Therapie alsweniger schwer erkrankte. Wenn also <strong>der</strong> Schweregrad gleich o<strong>der</strong>höher <strong>ist</strong> als in den Studien, in denen <strong>der</strong> Nutzen <strong>eine</strong>r Therapienachgewiesen wurde, dann können wir in <strong>der</strong> Regel darauf vertrauen,dass sich die Evidenz auf unseren Patienten übertragen lässt.Wenn ihre Krankheit weniger schwer <strong>ist</strong> (bzw. die noch Gesundenein vergleichsweise geringeres vorhergesagtes Risiko aufweisen),lautet die wichtigste Frage, ob auch ein Nutzen, <strong>der</strong> geringer als <strong>der</strong>in den Studien beobachtete ausfällt, noch als lohnenswert angesehenwerden kann.Frage 5: Bedeuten genetische Untersuchungen und«personalisierte <strong>Medizin</strong>» nicht, dass Ärzte <strong>für</strong> jeden einzelnenPatienten <strong>eine</strong> spezifische Therapie entwickeln könnten, unddass alles, was wir hier erörtert haben, damit hinfällig wird?Obwohl <strong>der</strong> Gedanke, dass wir bei Bedarf <strong>für</strong> jeden einzelnen Patienten<strong>eine</strong> spezifische Therapie entwickeln könnten, zweifellosverlockend und <strong>für</strong> einige wenige Krankheiten vielleicht auch mach-© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!