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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Früher <strong>ist</strong> nicht zwangsläufig besser 81Genetische Tests: manchmal sinnvoll,oftmals unzuverlässigVor nicht allzu langer Zeit waren «genetische Tests» mehr o<strong>der</strong>weniger auf die generell seltenen monogenen Erkrankungen beschränkt– beispielsweise auf die in <strong>der</strong> Kindheit einsetzende und zuMuskelschwund führende Duchenne-Muskeldystrophie o<strong>der</strong> dieHuntington-Krankheit, <strong>eine</strong> fortschreitende Erkrankung des Nervensystems,die normalerweise im Alter zwischen 35 und 40 Jahrenauftritt. Um solche Erkrankungen zu diagnostizieren, werden genetischeTests durchgeführt. Man kann sie im Hinblick auf die Familienplanungaber auch zum Screening gesun<strong>der</strong> Menschen einsetzen,bei denen die Familienanamnese vermuten lässt, dass die fraglicheKrankheit bei ihnen mit <strong>eine</strong>r überdurchschnittlich hohen Wahrscheinlichkeitauftreten könnte.Die Mehrzahl <strong>der</strong> erblichen Erkrankungen lässt sich allerdingsnicht auf ein einzelnes defektes Gen zurückführen. In <strong>der</strong> Regel <strong>ist</strong><strong>der</strong> Ausbruch dieser Krankheiten davon abhängig, inwieweit inmehreren Genen vorhandene Risikovarianten miteinan<strong>der</strong> inWechselwirkung treten und wie diese mit Umweltfaktoren zusammenwirken.Nur wenn es zu <strong>eine</strong>r «kritischen» Kombination vongenetischen Risikovarianten und Umweltfaktoren kommt, brichtdie Krankheit aus. 1Obwohl es durchaus kompliziert <strong>ist</strong>, die Mehrzahl <strong>der</strong> Krankheitenauf abnormale (aberrante) Gene zurückzuführen, preisen dieMedien und Be<strong>für</strong>worter von Direct-to-Consumer-(DTC-) Gentests(die dem Verbraucher direkt, ohne Umweg über <strong>eine</strong> medizinischeBeratung, angeboten werden) den angeblichen Wert und die Einfachheit<strong>der</strong> Erstellung <strong>eine</strong>s solchen genetischen Risikoprofils an.Zur DNA-Analyse braucht man lediglich <strong>eine</strong> Speichelprobe an einUnternehmen einzusenden, das solche Tests gegen Bezahlung durchführtund Ihnen dann Ihr genetisches Profil zusendet. Doch die Informationen,die Sie so erhalten, werden Ihnen – bzw. Ihrem Arzt –kaum helfen, vernünftige Vorhersagen über Ihr Erkrankungsrisikozu treffen, ganz zu schweigen davon, dass sie Ihnen auch nicht sagen,was man im Fall <strong>der</strong> Fälle – wenn überhaupt – tun könnte. Dieser«Do-it-yourself»-Ansatz erfüllt eindeutig nicht die Kriterien <strong>für</strong> ei-© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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