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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Faire Tests von Therapien 131Schwangere bei den Töchtern einiger <strong>der</strong> betroffenen Frauen dieUrsache <strong>für</strong> <strong>eine</strong> seltene Krebserkrankung war, kam es zu Spekulationenüber weitere potenzielle unerwünschte Wirkungen. Diesewurden entdeckt, indem man Kontakt zu den Söhnen und Töchtern<strong>der</strong> Frauen aufnahm, die an kontrollierten Studien teilgenommenhatten. In diesen Nachbeobachtungsstudien (Follow-up-Studien)fanden sich sowohl bei Männern als auch Frauen genitaleAnoma lien und Unfruchtbarkeit (Infertilität). Als in <strong>der</strong> jüngerenVergangenheit bei Rofecoxib (Vioxx), <strong>eine</strong>m neuen Arthritismedikament,<strong>der</strong> Verdacht aufkam, dass es Herzinfarkte auslösen könne,wurde ebenfalls durch <strong>eine</strong> detaillierte Untersuchung <strong>der</strong> Ergebnisserelevanter randomisierter Studien nachgewiesen, dass das Medikamentdiese unerwünschte Wirkung tatsächlich aufwies (s. Kap. 1,S. 37). 14Die Nachbeobachtung von Patienten, die an randomisierten Studienteilgenommen haben, bietet offensichtlich <strong>eine</strong> erfolgversprechendeMöglichkeit, um sicherzustellen, dass, wenn man Vermutungenüber unerwartete Therapieeffekte nachgeht, auch wirklichGleiches mit Gleichem verglichen wird. Lei<strong>der</strong> besteht diese Optionaber nur selten, es sei denn, im Voraus wurden entsprechende Vorkehrungengetroffen. Die Untersuchung von Mutmaßungen übermögliche unerwünschte Therapieeffekte wäre <strong>eine</strong> weniger großeHerausfor<strong>der</strong>ung, wenn die Kontaktdaten <strong>der</strong> Teilnehmer an randomisiertenStudien routinemäßig erfasst würden. Dann könntendie Betroffenen erneut kontaktiert und nach weiteren Angaben zuihrem Gesundheitszustand befragt werden.Die Untersuchung mutmaßlicher unerwünschter Wirkungenvon Behandlungen wird leichter, wenn die unter Verdacht stehendenunerwünschten Wirkungen ein ganz an<strong>der</strong>es gesundheitlichesProblem betreffen als das, wo<strong>für</strong> die Therapie verordnet wurde. 15Als Dr. Spock beispielsweise empfahl, Babys zum Schlafen auf denBauch zu legen, betraf s<strong>eine</strong> Empfehlung alle Babys und nicht diejenigen,<strong>für</strong> die ein überdurchschnittlich hohes Risiko <strong>für</strong> plötzlichenKindstod angenommen wurde (s. Kap. 2, S. 45 f.). Der fehlendeZusammenhang zwischen <strong>der</strong> ärztlichen Empfehlung («Babys zumSchlafen auf den Bauch legen») und <strong>der</strong> mutmaßlichen Folge dieserEmpfehlung (plötzlicher Kindstod) trug dazu bei, die Schlussfolge-© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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