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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Richtige Forschung geht uns alle an 193«Pester Power» und neue Medikamente«Bei neuen Medikamenten handelt es sich naturgemäß um unausgereifte Produkte,da die vollständigen Angaben über ihre Sicherheit, Wirksamkeit und Kostenauswirkungennoch nicht vorliegen. Dabei sollte auch bedacht werden, dass dieenthusiastische Fürsprache <strong>für</strong> alles ‹Neue› nicht die alleinige Domäne <strong>der</strong> Presse<strong>ist</strong>, son<strong>der</strong>n oftmals auch in den an<strong>der</strong>en Medien sowie in <strong>der</strong> <strong>Medizin</strong> und denNaturwissenschaften zu beobachten <strong>ist</strong>. ‹Pester Power› <strong>ist</strong> ein Konzept, das mannormalerweise mit kin<strong>der</strong>orientierten Werbestrategien in Zusammenhang bringt.In diesem Zusammenhang müssen wir uns die Frage stellen, ob wir es hier mit<strong>der</strong> Pester Power von Patienten zu tun haben o<strong>der</strong> etwa mit direkt an den Patientenals Endverbraucher gerichteter Werbung ( sogenannte Direct-to-Consumero<strong>der</strong>DtC-Werbung), durch die das Bewusstsein <strong>für</strong> neue Produkte geweckt wirdund Patienten, <strong>Wo</strong>hltätigkeitsorganisationen und tatsächlich auch Ärzte dannverlangen, dass diese Produkte zugänglich gemacht werden. Wenn dies zutrifft,dann müssen wir mehr über diejenigen in Erfahrung bringen, die hinter dieser Artvon Marketing stehen, welche Auswirkungen dieses Marketing auf das Arzt- unddas Konsumentenverhalten hat und ob es im Rahmen <strong>der</strong> geltenden Zulassungsregelnüberhaupt statthaft <strong>ist</strong>.»Wilson PM, Booth AM, Eastwood A et al. Deconstructing media coverageof trastuzumab (Herceptin): an analysis of national newspaper coverage.Journal of the Royal Society of Medicine 2008: 101: 125–32Sind Patientenverbände unabhängig?Ein weiterer, weniger bekannter Interessenkonflikt herrscht im Verhältniszwischen Patientenorganisationen und <strong>der</strong> pharmazeutischenIndustrie. Die me<strong>ist</strong>en Patientenverbände verfügen nur überknappe Finanzmittel, sind auf die Arbeit Freiwilliger angewiesen undbeziehen nur geringe unabhängige För<strong>der</strong>mittel. Zuwendungen vonund gemeinsame Projekte mit pharmazeutischen Unternehmenkönnen ihnen zu Wachstum und mehr Einfluss verhelfen, aber auchdie Ziele <strong>der</strong> Patienten, darunter auch ihrer Forschungsvorstellungen,verzerren und falsch darstellen. Die Größenordnung dieses Problemslässt sich nur schwer ermessen, doch <strong>eine</strong>n faszinierendenEinblick gewährt <strong>eine</strong> Umfrage, die durchgeführt wurde, um festzustellen,in welchem Maße Patienten- und Verbraucherorganisationen,die mit <strong>der</strong> Europäischen Arzneimittelbehörde EMA (EuropeanMedicines Agency) zusammenarbeiten, durch Firmensponsoren geför<strong>der</strong>twerden. Die EMA koordiniert die Bewertung und Überwachungneuer Medikamente in ganz Europa und lässt Patienten- und© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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