13.07.2015 Aufrufe

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

76 Früher <strong>ist</strong> nicht zwangsläufig besserchen Karzinome breiten sich rasch aus und gehen mit <strong>eine</strong>r hohenSterblichkeit (Mortalität) einher. Viele <strong>der</strong> Erkrankten haben aberein langsam wachsendes Karzinom, das <strong>für</strong> sie zu Lebzeiten niemalszu <strong>eine</strong>r Bedrohung führen würde. Im Idealfall würde man bei <strong>eine</strong>rScreeninguntersuchung die gefährlichen Karzinome entdecken(und hoffen, dass sie behandelbar sind), nicht aber die langsamwachsenden. Der Grund <strong>ist</strong>, dass die Behandlung bei<strong>der</strong> Formen desProstatakarzinoms belastende Nebenwirkungen wie Inkontinenzund Impotenz mit sich bringt – ein hoher Preis also, den man auchdann bezahlen muss, wenn das Karzinom eigentlich gar k<strong>eine</strong> Problemeverursachen würde. 15Die Mehrzahl <strong>der</strong> an <strong>eine</strong>m Prostatakarzinom erkrankten Männerwe<strong>ist</strong> erhöhte Blutkonzentrationen <strong>eine</strong>r Substanz auf, die manprostataspezifisches Antigen (PSA) nennt. Allerdings gibt es k<strong>eine</strong>neindeutigen Grenzwert, mit dessen Hilfe man Männer mit Prostatakrebsvon Männern ohne Prostatakrebs unterscheiden könnte 16 ,und nicht weniger als <strong>eine</strong>r von fünf Männern mit <strong>eine</strong>m behandlungsbedürftigenProstatakarzinom hat normale PSA-Spiegel. Zudem<strong>ist</strong> das PSA, entgegen s<strong>eine</strong>m Namen, alles an<strong>der</strong>e als «spezifisch»,denn auch gutartige Prostatatumoren, Infektionen und sogareinige frei verkäufliche Schmerzmittel können zu <strong>eine</strong>m Anstieg <strong>der</strong>PSA-Spiegel führen. Allein aus diesen Gründen we<strong>ist</strong> das PSA alsScreeningtest gravierende Schwächen auf.Und doch wird die routinemäßige Durchführung von PSA-Testsbei gesunden Männern von Ärzten, Patientengruppen und Unternehmen,die diese Tests verkaufen, leidenschaftlich be<strong>für</strong>wortet und<strong>ist</strong> in vielen Län<strong>der</strong>n auch verbreitet eingeführt worden. Die dasPSA-Screening be<strong>für</strong>wortende Lobby hat sich beson<strong>der</strong>s lautstark inden USA zu <strong>Wo</strong>rt gemeldet, wo alljährlich schätzungsweise 30 MillionenMänner in dem Glauben getestet werden, dies sei sinnvoll.Welche Belege gibt es also <strong>für</strong> die Behauptung, dass die Früherkennungvon Prostatakrebs mittels PSA-Screening das Behandlungsergebnis<strong>der</strong> Betroffenen verbessert, und was weiß man über die mitdiesem Test verbundenen Nachteile?Inzwischen <strong>ist</strong> auch hochwertige Evidenz <strong>für</strong> die Vor- und Nachteiledes PSA-Screenings verfügbar. Im Jahr 2010 wurden die Ergebnissealler relevanten Studien systematisch ausgewertet. Diese Be-© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!