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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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82 Früher <strong>ist</strong> nicht zwangsläufig bessernen sinnvollen Screeningtest (s. unten). Stattdessen kann das ErgebnisSie aber sehr wohl beunruhigen und Ihre Entscheidungsfindungerschweren; zudem kann es auch umfangreichere Folgen haben –beispielsweise <strong>für</strong> Ihre Angehörigen. Um es mit den <strong>Wo</strong>rten RayMoynihans, <strong>eine</strong>s australischen Gesundheitsjournal<strong>ist</strong>en, zu sagen:Für alle, die über die schleichende Medikalisierung unseres Lebens besorgtsind, eröffnet <strong>der</strong> Markt <strong>für</strong> genetische Tests mit Sicherheit <strong>eine</strong>neue Front, an <strong>der</strong> durch <strong>eine</strong> ansch<strong>eine</strong>nd harmlose Technologie ausgesunden Menschen ängstliche Patienten werden können, <strong>der</strong>enMenschsein durch multiple genetische Prädispositionen <strong>für</strong> Krankheitund vorzeitigen Tod damit neu definiert wird. 20Pokern Sie nicht mit Ihren Genen«Auf <strong>der</strong> Grundlage des Wissens um <strong>eine</strong> einzelne (o<strong>der</strong> auch einige wenige)Genvariante(n) zu handeln, <strong>ist</strong> ungefähr so, als würden Sie Ihr gesamtes Geld aufein Pokerblatt setzen, obwohl Sie erst <strong>eine</strong> Karte gesehen haben. Sie wissen we<strong>der</strong>,was <strong>für</strong> ein Blatt an genetischen Faktoren Ihnen ausgeteilt wurde, noch wissenSie, welche Auswirkungen Ihre Umwelt haben wird, und hier haben wir esnicht nur mit fünf Karten, son<strong>der</strong>n mit mehr als 20 000 Genen und vielen tausendUmweltfaktoren zu tun. Zudem kann die Wirkung <strong>eine</strong>s Gens durch den EinflussIhrer Lebensführung, Ihrer Familiengeschichte o<strong>der</strong> durch das Vorhandenseinan<strong>der</strong>er, schützen<strong>der</strong> Gene aufgehoben werden. Viele von uns tragen defekteGene in sich, ohne dass es jemals zum Auftreten <strong>eine</strong>r Krankheit kommt.»Sense About Science. Making sense of testing: a guide to why scans andother health tests for well people aren’t always a good idea. London:Sense About Science 2008, S. 7. Erhältlich unter www.senseaboutscience.orgWas man mit Screening erreichen willund warum Evidenz so wichtig <strong>ist</strong>Wie die bisher angeführten Beispiele zeigen, lohnt es sich, <strong>eine</strong>nMoment innezuhalten, bevor man vorschnell <strong>für</strong> ein flächendeckendesScreening eintritt. Denken wir noch einmal über die wichtigstenEigenschaften von Screeningprogrammen nach und rufenuns in Erinnerung, was sie eigentlich bezwecken sollen. Die Menschen,denen ein Screening angeboten wird, zeigen we<strong>der</strong> Symptomenoch Zeichen <strong>der</strong> Krankheit, auf die sie getestet werden sollen,© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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