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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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162 Reglementierung von Therapietests: hilfreich o<strong>der</strong> hin<strong>der</strong>lich?wenn man auf <strong>eine</strong>r möglichst umfassenden Aufklärung <strong>der</strong> Kandidaten<strong>für</strong> wissenschaftliche Studien beharrt. Für die Koffeinstudiewurden weltweit mehr als 2 000 Frühgeborene rekrutiert, aber dieserVorgang dauerte ein Jahr länger als erwartet, weil die Rekrutierung<strong>für</strong> die Studie nur schleppend verlief. Beson<strong>der</strong>s langsam erfolgtesie in Großbritannien, wo mehrere Studienzentren sich wegenregulatorischer Verzögerungen im Genehmigungsprozess aus <strong>der</strong>Studie zurückzogen. Zu allem Überfluss bestand die Ethik-Kommissionauch noch darauf, die Eltern darüber aufzuklären, dassKoffein bei den Säuglingen Krampfanfälle auslösen könne – obwohldiese Komplikation erst nach <strong>eine</strong>r zehnfachen Überdosierung auftrat.Also wurden die Eltern mit offensichtlich beängstigenden Informationenkonfrontiert, die sie wahrscheinlich gar nicht gebrauchtund vermutlich auch nicht erhalten hätten, wenn dasKoffein im Rahmen <strong>eine</strong>r Routinebehandlung verabreicht wordenwäre.Eine vernünftige Einstellung zur Patienteneinwilligung im Rahmenguter medizinischer Praxis«Was in <strong>der</strong> Debatte um die Patienteneinwilligung fehlt, <strong>ist</strong> die Frage, was Patientenbereits wissen, welche Informationen sie haben möchten und wie man mitPatienten umgehen soll, die nur das Nötigste wissen wollen. Es gibt nur wenigeArbeiten, in denen untersucht wird, wie Patienten die Informationen, die sieerhalten, verstehen. Ärzten fällt es oftmals schwer zu beurteilen, in welchemUmfang ihre Patienten o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Angehörige die Informationen richtig verstehen.Wie viel verstanden wird, richtet sich nach dem Informationsgeber, nachs<strong>eine</strong>n Erläuterungen und nach <strong>der</strong> Zeit o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Umgebung, die <strong>für</strong> die Informationsaufnahmeerfor<strong>der</strong>lich <strong>ist</strong>. Ein paternal<strong>ist</strong>isches Vorgehen <strong>ist</strong> in <strong>der</strong> medizinischenPraxis nicht mehr akzeptabel; gute medizinische Praxis setzt <strong>eine</strong> vernunftorientierteVorgehensweise voraus, bei welcher <strong>der</strong> Sachverhalt verständlicherklärt wird, das Gesagte sich daran orientiert, was <strong>der</strong> Patient ansch<strong>eine</strong>ndmöchte, und überprüft wird, ob er es verstanden hat.»Gill R. How to seek consent and gain un<strong>der</strong>standing. BMJ 2010; 341: c4000.Es gibt kaum Belege da<strong>für</strong>, dass die gemeinhin propagierten Formen<strong>der</strong> Forschungsreglementierung mehr nutzen als schaden. 4 Das Wenige,was uns an Evidenz vorliegt, <strong>ist</strong> freilich verstörend. So kannbeispielsweise in Studien, in denen die Wirkungen von Therapienuntersucht werden, die akut verabreicht werden müssen (z. B. inNotfallsituationen), das «Ritual» <strong>der</strong> obligatorischen Einholung <strong>der</strong>© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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