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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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124 Faire Tests von Therapiendie Behandlungen nicht wie vorgesehen durchführen o<strong>der</strong> dass <strong>eine</strong><strong>der</strong> Behandlungen nicht verabreicht wird, weil das benötigte Materialo<strong>der</strong> das Personal da<strong>für</strong> nicht verfügbar sind. Wenn solche Diskrepanzenbemerkt werden, muss man die Folgen berücksichtigenund umsichtig darauf eingehen.Während <strong>der</strong> 1970er- und 1980er-Jahre erzielte man bemerkenswerteFortschritte in <strong>der</strong> Behandlung von Kin<strong>der</strong>n mit akuterlymphatischer Leukämie, dem in dieser Altersgruppe am häufigstenvorkommenden Leukämietyp. Allerdings war es ein Rätsel, warumamerikanische Kin<strong>der</strong> dabei erheblich besser abschnitten als britischeKin<strong>der</strong>, die allem Anschein nach exakt dieselbe Medikamentenabfolgeerhielten. 7 Bei <strong>eine</strong>m Besuch in <strong>eine</strong>m kalifornischenKin<strong>der</strong>krebszentrum stellte ein aufmerksamer britischer Stat<strong>ist</strong>ikerfest, dass amerikanische Kin<strong>der</strong> mit Leukämie deutlich «aggressiver»mit Chemotherapie behandelt wurden als die betroffenen Kin<strong>der</strong>in Großbritannien. Die Therapie hatte <strong>für</strong>chterliche Nebenwirkungen(Übelkeit, Infektion, Anämie, Haarausfall usw.). Wenndiese Nebenwirkungen <strong>für</strong> die Kin<strong>der</strong> allzu belastend wurden, dannneigten britische Ärzte und Krankenschwestern im Gegensatz zuihren amerikanischen Kollegen dazu, die verordnete Therapie zureduzieren o<strong>der</strong> zu pausieren. Dieses «sanftere Vorgehen» schiendie Wirksamkeit <strong>der</strong> Therapie verringert zu haben und war wahrscheinlichein Grund <strong>für</strong> den unterschiedlichen Behandlungserfolgin Amerika und Großbritannien.Den Patienten bei <strong>der</strong> Befolgung <strong>der</strong> zugeteilten TherapienhelfenAuch in an<strong>der</strong>er Hinsicht kann es zu Abweichungen zwischen denbeabsichtigten und den tatsächlich verabreichten Behandlungenkommen, welche die Auswertung von Therapietests erschwerenkönnen. Den Teilnehmern an wissenschaftlichen Studien solltenmedizinisch notwendige Behandlungen nicht vorenthalten werden.Wenn <strong>eine</strong> neue Therapie mit erhofften, aber unbewiesenen günstigenWirkungen in <strong>eine</strong>m fairen Test untersucht wird, sollte mandeshalb allen teilnehmenden Patienten versichern, dass sie in jedemFall alle bewährte und wirksame Therapien erhalten.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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