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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Mehr heißt nicht unbedingt besser 57Auch heute noch sind die Angst und <strong>der</strong> Glaube, dass mehr bessersein müsse, <strong>der</strong> Motor unserer Behandlungsentscheidungen,selbst wenn es k<strong>eine</strong> Belege <strong>für</strong> ihren Nutzen gegenüber einfacherenBehandlungsansätzen gibt und bekanntermaßen beträchtlicheschädliche Wirkungen mit ihnen einhergehen, darunter auch dasRisiko, an <strong>der</strong> Behandlung selbst zu sterben. Diese Einstellung treibtmanche Patientinnen und ihre Ärzte auch heute noch dazu, die«traditionelle» verstümmelnde Operation zu wählen. An<strong>der</strong>e entscheidensich, selbst wenn einfachere Behandlungen ausreichendwären, <strong>für</strong> <strong>eine</strong> hochdosierte Chemotherapie mit ihren bekanntenunangenehmen wie auch schmerzhaften Nebenwirkungen o<strong>der</strong> <strong>für</strong>Herceptin, das schwerwiegende Herzbeschwerden hervorrufenkann (s. Kap. 1). Wie kommt das?Drastische Therapien sind nicht immer am besten«Diejenigen von uns, die Krebserkrankungen behandeln, können sich sehr leichtvorstellen, dass <strong>eine</strong> drastischere Behandlung zu besseren Ergebnissen führt. Umdie Patienten vor sinnlosen Risiken und den frühen o<strong>der</strong> späten Nebenwirkungenunnötig aggressiver Therapien zu schützen, kommt den randomisierten Studien,in denen drastische mit weniger radikalen Therapien verglichen werden, <strong>eine</strong>entscheidende Bedeutung zu. Ein solcher Vergleich <strong>ist</strong> ethisch vertretbar, weildiejenigen, denen ein möglicher Nutzen vorenthalten wird, gleichzeitig auch vormöglichen unnötigen Schäden bewahrt bleiben – und niemand weiß, welcheRichtung die Entwicklung am Ende nimmt.»Brewin T in Rees G, ed. The friendly professional: selected writings of ThurstanBrewin. Bognor Regis: Eurocommunica, 1996.Verstümmelnde OperationenBis Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts stellte die Operation die wichtigsteBehandlungsmethode bei Brustkrebs dar. Dies gründete auf <strong>der</strong> Annahme,dass <strong>der</strong> Krebs langsam und geordnet wächst und sich zunächstvom Tumor in <strong>der</strong> Brust auf die örtlichen (lokalen) Lymphknoten,etwa in <strong>der</strong> Achselhöhle, ausbreitet. Je radikaler und rascher<strong>der</strong> Tumor operiert würde, so die Argumentation, umso größer seidie Chance, die Ausbreitung des Krebses aufzuhalten. Die Therapiebestand aus <strong>eine</strong>r ausgedehnten «lokalen» Operation, d. h. aus <strong>eine</strong>moperativen Eingriff an o<strong>der</strong> nahe <strong>der</strong> Brust. Man mag diesen© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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