13.07.2015 Aufrufe

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

180 Gute, schlechte und überflüssige klinische Forschungzüge <strong>der</strong> jeweiligen Produkte zu stark angepriesen und ihre Nachteilebagatellisiert werden (s. auch Kap. 8, S. 147).Arzneimittelhersteller platzieren gern auch Werbeanzeigen <strong>für</strong>ihre Produkte in medizinischen Fachzeitschriften. Üblicherweiseenthalten diese Anzeigen Hinweise auf wissenschaftliche Evidenzquellen,um die darin aufgestellten Behauptungen zu untermauern.Auf den ersten Blick mögen sie ja überzeugend sein, doch bei unabhängigerPrüfung <strong>der</strong> Evidenz ergibt sich ein ganz an<strong>der</strong>es Bild.Selbst wenn die Ergebnisse aus randomisierten Studien stammen –was die Leser dieser Anzeigen vermutlich als zuverlässige Bewertungeinschätzen – so <strong>ist</strong> doch nicht alles so, wie es scheint. Denn alsWissenschaftler die Werbeanzeigen in führenden medizinischenFachzeitschriften analysierten, um herauszufinden, ob die Erkenntnisseaus diesen randomisierten Studien plausibel waren, stellten sieFolgendes fest: Überhaupt nur 17 % <strong>der</strong> zitierten Studien waren vonhochwertiger Qualität, stützten die bezüglich des fraglichen Medikamentsaufgestellten Behauptungen und waren nicht vom Pharmaunternehmenselbst gesponsert worden. Und wie man weiß, besteht<strong>eine</strong> erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass <strong>der</strong>art gesponserteForschungsarbeiten zu Ergebnissen gelangen, die <strong>für</strong> das Produktdes betreffenden Unternehmens günstig ausfallen.25, 26Zwielichtig, undurchsichtig und hinters Licht geführt?In <strong>eine</strong>m humor<strong>ist</strong>ischen Beitrag zur Weihnachtsausgabe des British MedicalJournal stellten zwei Wissenschaftler ein erfundenes Unternehmen aus <strong>der</strong> zweitältestenBranche <strong>der</strong> Welt mit dem Namen «HARLOT plc» vor, das Studiensponsorenverschiedenste Dienstle<strong>ist</strong>ungen offerierte, beispielsweise:«Garantiert positive Ergebnisse versprechen wir allen Herstellern von dubiosenMedikamenten und <strong>Medizin</strong>produkten, die <strong>eine</strong> Erhöhung ihrer Marktanteileanstreben, allen ärztlichen Berufsgruppen, welche die Nachfrage nach überflüssigendiagnostischen und therapeutischen Le<strong>ist</strong>ungen mehren möchten, sowieallen regionalen und nationalen Gesundheitsbehörden, welche die Umsetzungunvernünftiger und eigennütziger gesundheitspolitischer Maßnahmen umzusetzenbestrebt sind … und bei zwielichtigen ‹Me too›-Medikamenten verschafftIhnen unser Team ‹Me-Too-Prüfpläne leicht gemacht› garantiert positive Studienergebnisse.»Zu Ihrer großen Verwun<strong>der</strong>ung gingen bei den Autoren doch etliche ansch<strong>eine</strong>n<strong>der</strong>nst gemeinte Anfragen zu diesem erstaunlichen Portfolio <strong>der</strong> Fa. HARLOT plc ein.Sackett DL, Oxman AD. HARLOT plc: an amalgamation of the world’stwo oldest professions. BMJ 2003; 327: 1442–1445.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!