13.07.2015 Aufrufe

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gute, schlechte und überflüssige klinische Forschung 179verschärfen die Arzneimittelzulassungsbehörden das Problem häufignoch dadurch, dass sie darauf bestehen, dass neue Medikamentegegen Placebo und nicht mit den schon vorhandenen wirksamenMedikamenten verglichen werden.Eine weitere Strategie <strong>ist</strong> das Ghostwriting. Dabei wird ein Textvon <strong>eine</strong>m Auftragsschreiber verfasst, als Autor offiziell aber <strong>eine</strong>an<strong>der</strong>e Person angegeben. Die me<strong>ist</strong>en von uns haben bestimmtschon einmal die Autobiographie <strong>eine</strong>r berühmten Persönlichkeitin <strong>der</strong> Hand gehabt, die eindeutig aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> <strong>eine</strong>s solchenGhostwriters stammte. Solche frem<strong>der</strong>stellten Texte tauchen aberauch in wissenschaftlichen Veröffentlichungen auf – und zwar mitpotenziell beunruhigenden Folgen. Manchmal beauftragt die pharmazeutischeIndustrie ein Kommunikationsunternehmen mit <strong>der</strong>Erstellung von Artikeln, die das Produkt des betreffenden Herstellerserwartungsgemäß in <strong>eine</strong>m günstigen Licht präsentieren. NachFertigstellung des Artikels wird ein Akademiker vertraglich, gegen«Honorar», verpflichtet, als dessen «Autor herzuhalten». Anschließendwird <strong>der</strong> Beitrag zur Publikation eingereicht. Ganz beson<strong>der</strong>sbeliebt <strong>ist</strong> in dieser Hinsicht die Zeitschriftenrubrik «Kommentare».Ein weiteres Zielobjekt <strong>der</strong> Industrie sind Zeitschriftensupplemente– das sind separate gebundene Son<strong>der</strong>hefte, die zwar den Namen<strong>der</strong> Trägerzeitschrift führen, häufig aber von <strong>der</strong> Industrie gesponsertsind und me<strong>ist</strong> <strong>eine</strong>m weniger strengen Peer-Review-Verfahrenunterliegen als die Trägerzeitschrift selbst. 24 Auf diese Weise generierteund geför<strong>der</strong>te Werbebotschaften führen dazu, dass die Vor-Ärzte und die Pharmaindustrie«Niemand kennt die genaue Summe, welche die Pharmaindustrie an Ärzte zahlt,aber aus den Jahresberichten <strong>der</strong> neun führenden US-amerikanischen Pharmaunternehmenwürde ich schätzen, dass sie sich pro Jahr auf mehrere zehn MilliardenDollar beläuft. Damit hat die pharmazeutische Industrie <strong>eine</strong> enorme Kontrolledarüber, wie ihre Produkte von Ärzten beurteilt und verordnet werden. Mit ihrenweitreichenden Verbindungen zu Ärzten, vor allem zu leitenden Wissenschaftlernan angesehenen medizinischen Hochschulen, nehmen sie Einfluss auf die Ergebnisse<strong>der</strong> Forschung, auf die Art und Weise, wie <strong>Medizin</strong> praktiziert wird, undsogar auf das Verständnis dessen, was <strong>eine</strong> Krankheit ausmacht.»Angell M. Drug companies & doctors: a story of corruption.New York Review of Books, 15. Januar 2009.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!