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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Neu – aber auch besser? 37Dennoch ließen die Ergebnisse – die zeigten, dass Vioxx wenigerEpisoden von Magenulzera und gastrointestinalen Blutungen verursachteals Naproxen – <strong>eine</strong> höhere Anzahl von Herzinfarkten in<strong>der</strong> Vioxx-Gruppe erkennen. Immerhin wurde <strong>der</strong> in <strong>eine</strong>r bekanntenmedizinischen Fachzeitschrift veröffentlichte Studienberichtheftig kritisiert. Zu den Vorwürfen gehörte, dass die Auswertungund Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse so gewählt worden war, dass sie dieSchwere <strong>der</strong> kardiovaskulären Risiken herunterspielten. Der Herausgeber<strong>der</strong> Zeitschrift klagte später darüber, dass die Forscherkritische Daten zu diesen Nebenwirkungen zurückgehalten hätten.Allerdings waren die Ergebnisse, die <strong>der</strong> FDA im Jahre 2000 vorgelegtund von ihrem Arthritis-Beirat 2001 diskutiert worden waren,schließlich <strong>der</strong> Anlass da<strong>für</strong>, dass die FDA die Sicherheitsinformationauf dem Vioxx-Etikett 2002 um den Hinweis auf ein erhöhtesHerzinfarkt- und Schlaganfallrisiko ergänzen ließ.Der Arzneimittelhersteller setzte s<strong>eine</strong> Untersuchungen zu weiterenAnwendungsmöglichkeiten von Vioxx fort und begann imJahr 2000 <strong>eine</strong> Studie, in <strong>der</strong> geprüft werden sollte, ob das Medikamentkolorektale Polypen (kl<strong>eine</strong> gutartige Tumoren im unterenDarm, aus denen sich ein kolorektales Karzinom entwickeln kann)verhin<strong>der</strong>n konnte. Diese Studie wurde vorzeitig abgebrochen, alsZwischenergebnisse erkennen ließen, dass das Medikament mit <strong>eine</strong>merhöhten Risiko <strong>für</strong> kardiovaskuläre Komplikationen vergesellschaftetwar. In <strong>der</strong> Folge nahm <strong>der</strong> Hersteller Vioxx 2004 ausdem Handel. Im veröffentlichten Studienbericht behaupteten dieStudienautoren, die we<strong>der</strong> beim Hersteller angestellt waren nochBeratungshonorare vom Unternehmen erhalten hatten, dass diekardiovaskulären Komplikationen erst nach 18-monatiger Einnahmevon Vioxx auftraten. Diese Behauptung beruhte auf <strong>eine</strong>r fehlerhaftenDatenauswertung und wurde später von <strong>der</strong> Zeitschrift, inwelcher <strong>der</strong> Studienbericht erschienen war, offiziell richtiggestellt. 4Trotz <strong>der</strong> zahlreichen jur<strong>ist</strong>ischen Schritte, die Patienten im Anschlussunternahmen, behauptet <strong>der</strong> Hersteller weiterhin, dass dasUnternehmen je<strong>der</strong>zeit – angefangen bei den Zulassungsstudien bishin zur Sicherheitsüberwachung nach <strong>der</strong> Markteinführung vonVioxx – verantwortlich gehandelt habe. Das Unternehmen bekräftigtezudem s<strong>eine</strong> Überzeugung, dass die Belege zeigen würden, dass© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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