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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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196 Richtige Forschung geht uns alle andas mit dem Versuch einhergeht, <strong>eine</strong> Einwilligungserklärung (engl.informed consent) von <strong>eine</strong>r akut erkrankten Person zu erhalten, dieunter Umständen verwirrt o<strong>der</strong> sprachunfähig, wenn nicht gar bewusstlos<strong>ist</strong>. So konnten sie Lösungen vorschlagen, die zu <strong>eine</strong>m <strong>für</strong>alle Beteiligten akzeptablen Studiendesign und zu bedeutsamenVerbesserungen in <strong>der</strong> Informationsbroschüre führten.Immer häufiger finden sich unter den Mitglie<strong>der</strong>n von Forschungsteamsauch Sozialwissenschaftler, welche die sensiblen Aspektevon Krankheit gemeinsam mit Patienten formal untersuchenund die Durchführung von Studien auf diese Weise verbessern. In<strong>eine</strong>r klinischen Studie bei Männern mit lokalisiertem Prostatakrebswollten Wissenschaftler drei sehr unterschiedliche Behandlungsmöglichkeitenmiteinan<strong>der</strong> vergleichen: Operation, Strahlentherapieund das «beobachtende Abwarten» (engl. watchful waiting). Dasführte zu Problemen, und zwar sowohl aufseiten <strong>der</strong> Ärzte, die denPatienten die Studienteilnahme vorschlagen sollten, als auch aufseiten<strong>der</strong> Patienten, die <strong>eine</strong> Entscheidung über ihre Teilnahme andieser Studie treffen mussten. Bei den Ärzten stieß die Beschreibung<strong>der</strong> Option «beobachtendes Abwarten » auf so wenig Gegenliebe,dass sie sie bis zuletzt aufhoben. Zudem erläuterten sie diese Möglichkeit,ohne dabei allzu zuversichtlich zu wirken, weil sie fälschlicherweisedavon ausgingen, dass diese Option <strong>für</strong> die Männer,denen die Teilnahme an <strong>der</strong> Studie angeboten werden sollte, inakzeptabelwäre. Deshalb wurden Sozialwissenschaftler gebeten, <strong>der</strong>Frage <strong>der</strong> Akzeptanz nachzugehen, um so festzustellen, ob die Studiein dieser Form überhaupt durchführbar war.Die Ergebnisse, zu denen die Sozialwissenschaftler gelangten, kamen<strong>eine</strong>r Offenbarung gleich. 21 Sie zeigten, dass <strong>eine</strong> Studie, in <strong>der</strong>«beobachtendes Abwarten» als dritte Option angeboten wird, dannannehmbar <strong>ist</strong>, wenn man sie als «aktive Überwachung» (engl. activemonitoring) bezeichnet, wenn <strong>der</strong> Arzt sie nicht als letzte Möglichkeitanbietet und wenn er sie einfühlsam und <strong>für</strong> den Patientenverständlich erklärt.Die Untersuchung, die die Kluft zwischen Ärzten und Patientenschließen sollte, hatte die beson<strong>der</strong>en Aspekte aufgedeckt, die beidenParteien Schwierigkeiten bereiteten und die sich durch <strong>eine</strong> bessereDarstellung <strong>der</strong> Behandlungsoptionen leicht beheben ließen. Ein Er-© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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