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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Gute, schlechte und überflüssige klinische Forschung 181In renommierten medizinischen Fachzeitschriften wie The Lancet 27wurde in verschiedenen Kommentaren auf die abnormen Anreize,von denen sich manch <strong>eine</strong>r, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> klinischen Forschung tätig<strong>ist</strong>, motiviert fühlt, sowie die zunehmend zweifelhaften Beziehungenzwischen Universitäten und <strong>der</strong> Industrie eingegangen. Eineehemalige Herausgeberin des New England Journal of Medicine stelltedie unverblümte Frage: «Ist die Hochschulmedizin käuflich?» 28Kommerzielle Prioritäten stellen aber nicht die einzigen abnormenEinflüsse auf Verhaltensmuster in <strong>der</strong> biomedizinischen Forschungdar, welche die Interessen <strong>der</strong> Patienten missachten. VieleMenschen an Universitäten und in Einrichtungen zur Forschungsför<strong>der</strong>unggehen davon aus, dass sich Verbesserungen <strong>der</strong> Gesundheitsehr wahrscheinlich auf Versuche zur Entschlüsselung <strong>der</strong>grundlegenden Mechanismen von Krankheit zurückführen lassen.Deshalb führen sie ihre Untersuchungen in Laboratorien und anTieren durch. Diese Art von Grundlagenforschung <strong>ist</strong> unbestreitbarnötig. Allerdings gibt es nur herzlich wenig Belege, mit denen sichrechtfertigen ließe, warum auf sie ein erheblich größerer Anteil anFör<strong>der</strong>mitteln entfällt als auf die unter Mitwirkung von Patientendurchgeführte Forschung. 29, 30 Trotzdem haben wir es mit <strong>eine</strong>rriesigen Flut von Laborexperimenten zu tun, <strong>der</strong>en Relevanz <strong>für</strong>den Patienten nicht hinreichend evaluiert wird.Man braucht nur das richtige Gen zu finden«Es steht … zu hoffen, dass die genetische Revolution <strong>eine</strong>s Tages alle Problemedes Menschen lösen wird. Wir werden imstande sein, diejenigen Gene zu lokalisierenund zu replizieren, die uns dazu prädisponieren, bessere Häuser zu bauen,<strong>der</strong> Umweltverschmutzung Herr zu werden, Krebserkrankungen tapferer zu ertragen,die Mittel <strong>für</strong> Kin<strong>der</strong>betreuungseinrichtungen bereitzustellen, die <strong>für</strong> je<strong>der</strong>mannzugänglich sind, und uns über Standort und Bauweise <strong>eine</strong>s nationalenSportstadions einig zu werden. Bald wird je<strong>der</strong> Säugling unter genetisch ausgeglichenenBedingungen geboren. Das Gen, das – sagen wir einmal – bewirkt, dassMädchen im Abitur besser abschneiden als Jungen, wird identifiziert und entfernt.Es gibt endlose genetische Möglichkeiten. … Also ja, wir betreten <strong>eine</strong>unsichere Welt, aber <strong>eine</strong>, die in gewisser Weise auch Hoffnung macht. Dennwelche schwerwiegenden moralischen Dilemmata die genetischen Fragen auchaufwerfen mögen, <strong>eine</strong>s Tages wird es gelingen, das Gen zu isolieren, das sielösen wird.»Iannucci A. The Audacity of Hype. London: Little, Brown, 2009, S. 270–271.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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