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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Richtige Forschung geht uns alle an 189Der aktive «Patient-Wissenschaftler» von heute kann dankbarauf die wegweisenden Le<strong>ist</strong>ungen <strong>der</strong> ersten «Patientenpioniere»zurückblicken, die erkannt haben, dass sie <strong>für</strong> sich eintreten undden Status quo infrage stellen müssen – und dass sie, um dies tun zukönnen, präzise Informationen benötigten. So machte sich beispielsweisein den USA Anfang <strong>der</strong> 1970er-Jahre <strong>eine</strong> kl<strong>eine</strong> Gruppevon Brustkrebs-Patientinnen unter <strong>der</strong> Leitung von Rose Kushnerdaran, sich weiterzubilden, um wirksam eingreifen zu können.Anschließend führten sie Schulungen <strong>für</strong> an<strong>der</strong>e Frauen durch.Kushner war Brustkrebs-Patientin und freie Autorin, und sie stellteAnfang <strong>der</strong> 1970er-Jahre das traditionell autoritäre Arzt-Patient-Verhältnis und die Notwendigkeit <strong>der</strong> radikalen Brustoperation infrage.12 Auf <strong>der</strong> Grundlage ihrer gründlichen Bewertung <strong>der</strong> Erkenntnisseüber die Wirkungen <strong>der</strong> radikalen Mastektomie verfasstesie ein Buch. Gegen Ende des Jahrzehnts hatte sie <strong>eine</strong>n solchenEinfluss und <strong>eine</strong> solche Anerkennung errungen, dass sie in Zusammenarbeitmit dem US-amerikanischen National Cancer InstituteVorschläge <strong>für</strong> neue Forschungsvorhaben prüfte. 13 Ähnlich veranlassteauch in Großbritannien <strong>der</strong> Informationsmangel Frauendazu, das Heft selbst in die Hand zu nehmen. So rief etwa BettyWestgate in den 1970er-Jahren die Mastectomy Association ins Leben,und in den 1980er-Jahren gründete Vicky Clement-Jones die<strong>Wo</strong>hltätigkeitsorganisation CancerBACKUP (mittlerweile Teil vonMacmillan Cancer Support).Das Thema AIDS mithilfe von Laien neu überdenken«Glaubwürdigkeitskämpfe in <strong>der</strong> AIDS-Arena finden an mehreren Fronten statt: Essind ungewöhnlich viele Parteien beteiligt. Und dass sich Laien in die Verkündungund Beurteilung wissenschaftlicher Behauptungen einmischen, hat das, was wirüber AIDS zu wissen glauben, mitgeprägt – genauso, wie es auch dazu beigetragenhat, unser Verständnis darüber, wer als ‹Laie› und wer als ‹Experte› anzusehen <strong>ist</strong>,infrage zu stellen. Stets geht es dabei um die Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> jeweiligen Wissensansprücheo<strong>der</strong> <strong>Wo</strong>rtführer. Im Kern geht es jedoch darum, wie eigentlichGlaubwürdigkeit festgestellt wird: Wie wird über wissenschaftliche Behauptungenentschieden, und wer trifft diese Entscheidungen? [Wie diese Studie zeigt,] sindDebatten innerhalb <strong>der</strong> Wissenschaft gleichzeitig auch Debatten über die Wissenschaftund wie sie betrieben werden sollte – bzw. wer sie betreiben sollte.»Epstein S. Impure science: AIDS, activism and the politics of knowledge.London: University of California Press, 1996.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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