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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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122 Faire Tests von TherapienNachverfolgung aller Teilnehmer an TherapievergleichenNachdem man sich die Mühe gemacht hat, Vergleichsgruppen zusammenzustellen,um zu gewährle<strong>ist</strong>en, dass Gleiches mit Gleichemverglichen wird, <strong>ist</strong> es wichtig, systematischen Fehlern (Bias) vorzubeugen,die auftreten würden, wenn man bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong>Studie diejenigen Patienten ignorieren würde, die <strong>eine</strong>n von <strong>der</strong>tatsächlichen Planung abweichenden Studienverlauf hatten. Soweitmöglich sollten alle den Vergleichsgruppen zugeteilten Patientennachverfolgt und in <strong>der</strong> Hauptanalyse <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong>jenigenGruppe berücksichtigt werden, <strong>der</strong> sie anfangs zugeteilt wurden,unabhängig davon, welche Behandlung sie später (wenn überhaupt)tatsächlich erhalten haben. Dies nennt man <strong>eine</strong> «Intention-to-Treat»-Analyse. Geschieht dies nicht, <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Vergleich von Gleichemmit Gleichem nicht mehr gewährle<strong>ist</strong>et.Auf den ersten Blick mag es unlogisch ersch<strong>eine</strong>n, Gruppen miteinan<strong>der</strong>zu vergleichen, in denen einige Patienten nicht die Therapienerhalten haben, denen sie zugeteilt wurden. Missachtet mandiesen Grundsatz jedoch, können die Studien unfair werden unddie Ergebnisse in die Irre führen. Patienten beispielsweise, die an<strong>eine</strong>r teilweisen Verstopfung <strong>der</strong> hirnversorgenden Blutgefäße mitSchwindelanfällen leiden, haben ein überdurchschnittlich hohesSchlaganfallrisiko. Wissenschaftler haben <strong>eine</strong> Studie durchgeführt,um herauszufinden, ob <strong>eine</strong> Operation zur Beseitigung <strong>der</strong> Gefäßverstopfungbei diesen Patienten die Zahl späterer Schlaganfälleverringern kann. Zu Recht verglichen sie alle Patienten, die <strong>der</strong>Operation zugeteilt worden waren, und zwar unabhängig davon, obsie den Eingriff überlebten o<strong>der</strong> nicht, mit all den Patienten, die <strong>der</strong>Gruppe ohne Operation zugeteilt worden waren. Hätten sie dieHäufigkeit <strong>der</strong> Schlaganfälle nur bei den Patienten erfasst, welchedie unmittelbaren Auswirkungen <strong>der</strong> Operation überlebten, hättensie die wichtige Tatsache übersehen, dass die Operation selbst <strong>eine</strong>nSchlaganfall verursachen und zum Tod führen kann und dass untersonst gleichen Umständen bei den überlebenden Patienten in dieserGruppe weniger Schlaganfälle auftreten. Das wäre ein unfairer Test<strong>der</strong> Operationswirkungen gewesen, weil <strong>der</strong>en Risiken mit in dieBewertung einfließen müssen.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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