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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Wie man mit Unsicherheit im Hinblick auf Therapieeffekte umgeht 93Schrittweise Erfolge sind nicht gerade schlagzeilenträchtig«Die Wissenschaft selbst eignet sich nicht beson<strong>der</strong>s gut <strong>für</strong> die Schlagzeilen:Ihrem Wesen nach <strong>ist</strong> sie besser im Feuilletonteil aufgehoben, denn ihre Fortschritteäußern sich in <strong>der</strong> Regel nicht in plötzlichen, bahnbrechenden Durchbrüchen.Vielmehr schreitet die Wissenschaft eher über sich stufenweise entwickelndeIdeen und Theorien voran. Untermauert werden diese Theorien durch<strong>eine</strong> ganze Reihe von Ergebnissen, die aus den verschiedensten Fachgebietenstammen und den unterschiedlichsten Erklärungsstufen zuzuordnen sind. Undtrotzdem sind die Medien immer nur auf ‹neue Durchbrüche› fixiert.»Goldacre B. Bad Science. London: Fourth Estate, 2008, S. 219.Mo<strong>der</strong>ate Behandlungseffekte:normal und nicht ganz so offensichtlichDie me<strong>ist</strong>en Therapien haben allerdings k<strong>eine</strong> so dramatischen Effekte.Um sie genau einzuschätzen, bedarf es fairer Tests. Gelegentlichkommt es auch vor, dass <strong>eine</strong> Therapie unter bestimmten Umständen<strong>eine</strong> dramatische Wirkung entfaltet, in an<strong>der</strong>en Situationendagegen nicht.Auch wenn die Wirksamkeit von Vitamin B 12 zur Behandlung<strong>der</strong> perniziösen Anämie (s. o.) unbestritten <strong>ist</strong>, wird bis heute darüberdiskutiert, ob die Patienten vierteljährliche o<strong>der</strong> häufigere Injektionenbenötigen. Diese Frage wird man nur mithilfe von sorgfältigkontrollierten Tests und durch Vergleich <strong>der</strong> einzelnen Optionenbeantworten können. Ein weiteres Beispiel <strong>ist</strong> <strong>der</strong> Hüftgelenkersatz,durch den es zu <strong>eine</strong>r dramatischen Schmerzlin<strong>der</strong>ung kommt. Diejeweiligen Vorzüge <strong>der</strong> verschiedenen Typen von künstlichen Hüftgelenkensind dagegen nicht so offensichtlich, können aber dennochrelevant sein: So unterliegen einige Kunstgelenke <strong>eine</strong>m schnellerenVerschleiß als an<strong>der</strong>e. Auch im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Lasertherapievon Portweinmalen (s. o.) können wir noch viel lernen. DieseBehandlung gilt zwar nach wie als <strong>der</strong> «Goldstandard», doch wirdweiterhin darüber geforscht, warum manche Hautmale nach einigenJahren wie<strong>der</strong> nachdunkeln und welche Auswirkungen dieverschiedenen Typen von Lasern haben: Möglicherweise bestehtein Zusammenhang mit <strong>der</strong> Kühlung <strong>der</strong> Haut während desEingriffs.9, 10©2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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