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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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210 <strong>Wo</strong>durch zeichnet sich <strong>eine</strong> bessere Gesundheits versorgung aus?sei denn, es liegt ein guter Grund <strong>für</strong> die Annahme vor, dass dieStudienpatienten ganz an<strong>der</strong>e Eigenschaften hatten o<strong>der</strong> sich ihreKrankheit deutlich von <strong>der</strong> des fraglichen Patienten unterschied.Aber auch wenn die Evidenz auf ihn anwendbar wäre, könnte<strong>der</strong> Patient natürlich zu Recht fragen: «Die Menschen sind dochalle verschieden. Also werden sie doch auch unterschiedlich aufTherapien ansprechen?» Ein «fairer Therapietest» sagt uns nur, wie<strong>eine</strong> Therapie im Durchschnitt wirkt, garantiert aber nur selten,dass sie bei allen Menschen gleich gut wirkt; und sie kann üblicherweisenicht vorhersagen, bei wem unerwünschte Nebenwirkungenauftreten werden. Die wissenschaftliche Evidenz kann Orientierungshilfengeben, welche Behandlung wahrscheinlich am besten<strong>ist</strong>, damit sie dann beim einzelnen Patienten ausprobiert werdenkann. Bei <strong>eine</strong>m Exanthem (ein entzündlicher Hautausschlag) beispielsweisekönnte die <strong>evidenzbasierte</strong> Therapie auf <strong>eine</strong> Körperregionangewendet werden, während ein an<strong>der</strong>er Körperbereich alsKontrolle dient (s. Kap. 6, S. 120). Durch den Vergleich des Ansprechensin den beiden Körperregionen können Arzt und Patienterkennen, ob die Therapie wirkt o<strong>der</strong> ob <strong>eine</strong> unerwünschte Wirkungauftritt. Wenn <strong>der</strong>matologische Therapien – z. B. Aknetherapienim Gesicht – zum ersten Mal bei <strong>eine</strong>m Patienten angewendetwerden, <strong>ist</strong> es sogar üblich, zunächst einmal ein «Testpflaster»aufzubringen.Me<strong>ist</strong>ens haben wir aber nicht das Glück, <strong>eine</strong>n so direkten Vergleichzur Hand zu haben. Bei einigen chronischen und nicht lebensbedrohlichenProblemen wie Schmerzen o<strong>der</strong> Juckreiz kannman ein Medikament beim selben Patienten in bestimmten Zeiträumenwie<strong>der</strong>holt geben und absetzen. Ein solches Vorgehen wirdauch als N-gleich-1-Studie (engl.: n-of-1 trial) bezeichnet; das bedeutet,dass die Anzahl <strong>der</strong> Teilnehmer (N) in <strong>der</strong> Studie eins beträgt– also <strong>eine</strong>n einzigen Patienten umfasst. Die Prinzipien, die wirin Kapitel 6 <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n fairen Vergleich erarbeitet haben, gelten auch<strong>für</strong> solche Studien mit einzelnen Patienten, einschließlich <strong>eine</strong>r unverzerrteno<strong>der</strong> verblindeten Bewertung des Behandlungsergebnissesusw. Im Idealfall würden wir <strong>für</strong> die Hauttherapien o<strong>der</strong> Tablettendann Placebokontrollen einsetzen, aber das lässt sich oftmalsnur schwer organisieren.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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