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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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148 Bewertung <strong>der</strong> relevanten verlässlichen EvidenzBrustkrebsoperationen mit bzw. ohne Strahlentherapie miteinan<strong>der</strong>verglichen wurden. 6 Dabei stellte er fest, dass die strahlentherapeutischbehandelten Gruppen von Frauen in all diesen Studien <strong>eine</strong>höhere Sterblichkeitswahrscheinlichkeit aufwiesen. Als er die Gesamtheit<strong>der</strong> Ergebnisse mithilfe <strong>eine</strong>r Meta-Analyse stat<strong>ist</strong>isch zusammenfasste,wurde klar, dass die übermäßige Sterblichkeit kaumzufallsbedingt sein konnte. Nachfolgende detailliertere Analysen,die auf den Daten von einzelnen Patientinnen beruhte, bestätigten,dass die in <strong>der</strong> damaligen Zeit angewandte Strahlentherapie dieSterblichkeit tatsächlich erhöhte. 7 Auf <strong>der</strong> Basis dieser Erkenntniskonnten sicherere Vorgehensweisen entwickelt werden.Wie man in systematischen Reviews das Vorhandensein vonpersönlichen Interessen und Datenmanipulation erkenntWas passiert, wenn Reviewautoren noch an<strong>der</strong>e Interessen verfolgen,welche die Durchführung o<strong>der</strong> Auswertung ihres Reviews beeinflussen?Es kann z. B. vorkommen, dass die Reviewer von demUnternehmen, das die Prüfung <strong>der</strong> neuen Therapie in Auftraggegeben hat, finanziell unterstützt werden. Bei <strong>der</strong> Bewertung<strong>der</strong> Evidenz <strong>für</strong> die Wirksamkeit von Nachtkerzenöl bei Ekzemenfiel die Einschätzung <strong>der</strong> Reviewer, die Verbindungen zum Herstellerunterhielten, sehr viel enthusiastischer aus als bei den Reviewernohne entsprechende kommerzielle Interessen (s. Kap. 2,S. 51 f.). Aber nicht nur kommerzielle Interessen führen zu voreingenommenenReviews. Wir alle haben Vorurteile, die uns voreingenommen machen – und zwar Forscher, Ärzte und Patientengleichermaßen.Diese Voreingenommenheit kann Wissenschaftler– häufig auskommerziellen Gründen – dazu verleiten, vorhandene Erkenntnisseabsichtlich zu ignorieren. Sie planen, analysieren und publizierenForschungsarbeiten, um ihre eigenen Ergebnisse zu <strong>eine</strong>r bestimmtenTherapie in <strong>eine</strong>m günstigen Licht ersch<strong>eine</strong>n zu lassen. 8 Genaudas passierte in den 1990er-Jahren, als <strong>der</strong> Hersteller des AntidepressivumsSeroxat (Paroxetin) wichtige Daten zurückhielt, die daraufhinwiesen, dass das Medikament bei Jugendlichen die depressivenSymptome tatsächlich verstärkte, und einiger dieser jungen© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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