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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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116 Faire Tests von Therapienner Besserung um 24 % und <strong>eine</strong>r Verschlechterung um 46 %. 4 DieseUnterschiede waren eindeutig nicht darauf zurückzuführen, dasssich die Behandlung geän<strong>der</strong>t hatte – sie war gleich geblieben – o<strong>der</strong>dass die Patienten sich nachweislich unterschieden – auch das trafnicht zu. Vielmehr spiegelten die unterschiedlichen Sterblichkeitsratenvermutlich entwe<strong>der</strong> nicht erkannte Unterschiede zwischenden Patienten wi<strong>der</strong> o<strong>der</strong> aber an<strong>der</strong>e, im Zeitverlauf aufgetretene,aber nicht erfasste Verän<strong>der</strong>ungen (z. B. bessere Pflege o<strong>der</strong> bessereInfektionskontrolle), die bei den Vergleichen nicht berücksichtigtwerden konnten.Vergleich zwischen ansch<strong>eine</strong>nd ähnlichen PatientengruppenUm die Wirkungen von Therapien zu beurteilen, vergleicht manauch die Erfahrungen und Behandlungsergebnisse von augenscheinlichähnlichen Patientengruppen, die im selben Zeitraum zufälligunterschiedliche Therapien erhalten haben. Aber auch dieseMethode kann grob irreführend sein. Ähnlich wie bei den Vergleichenmit «h<strong>ist</strong>orischen Kontrollen» besteht auch hier das Problemdarin, dass man wissen muss, ob sich die Personengruppen, die unterschiedlicheTherapien erhalten haben, bereits vor Einleitung <strong>der</strong>Behandlung hinreichend ähnlich waren, damit ein aussagekräftiger(vali<strong>der</strong>) Vergleich überhaupt möglich <strong>ist</strong>. Wie bei den «h<strong>ist</strong>orischenKontrollen» können die Wissenschaftler auch hier wie<strong>der</strong>stat<strong>ist</strong>ische Adjustierungen und Analysen durchführen, um da<strong>für</strong> zusorgen, dass diese Gleichheit gewährle<strong>ist</strong>et <strong>ist</strong>. Das funktioniert abernur dann, wenn relevante Charakter<strong>ist</strong>ika <strong>der</strong> Patienten in den Vergleichsgruppenerfasst und berücksichtigt wurden. Diese Bedingungensind aber nur sehr selten erfüllt, sodass solche Analysen stets mit<strong>eine</strong>r gewissen Vorsicht zu genießen sind. Ihnen einfach zu glaubenkann echte Tragödien auslösen.Ein aufschlussreiches Beispiel da<strong>für</strong> <strong>ist</strong> die Hormonersatztherapie(HRT). Frauen, die während und nach <strong>der</strong> Menopause mit HRTbehandelt worden waren, wurden mit ansch<strong>eine</strong>nd ähnlichen Frauenohne HRT verglichen. Diese Vergleiche ließen darauf schließen,dass HRT das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko verringerte: Daswäre <strong>eine</strong> willkommene Nachricht gewesen, wenn sie sich bewahr-© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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