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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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178 Gute, schlechte und überflüssige klinische Forschungvon <strong>der</strong> Industrie me<strong>ist</strong> viele sehr ähnliche Verbindungen aus <strong>eine</strong>rMedikamentenklasse auf den Markt gebracht, die sogenannten «Metoo»-o<strong>der</strong> Analogpräparate. Das lässt an die Zeiten denken, als es in[britischen] Supermärkten als einzige Brotsorte nur geschnittenesweißes Toastbrot zu kaufen gab – das aber in unendlich vielen Varianten.Daher <strong>ist</strong> es kaum verwun<strong>der</strong>lich, dass die pharmazeutischeIndustrie mehr Geld <strong>für</strong> das Marketing als <strong>für</strong> die Forschung ausgibt.Aber wie schafft die Industrie es, die verordnenden Ärzte davonzu überzeugen, dass diese neuen Produkte besser sind als die schonvorhandenen preiswerteren Alternativen? Eine gebräuchliche Strategie<strong>ist</strong> die Vergabe zahlreicher kl<strong>eine</strong>rer Forschungsprojekte, mitdenen man nachwe<strong>ist</strong>, dass es besser <strong>ist</strong>, die neuen Medikamente zuverabreichen als gänzlich auf Medikamente zu verzichten. Über dieFrage, ob die neuen Medikamente besser sind als die bereits vorhandenenwird dagegen überhaupt nicht geforscht. Lei<strong>der</strong> fällt es <strong>der</strong>Industrie nicht beson<strong>der</strong>s schwer, Ärzte zu finden, die bereit sind,ihre Patienten in ein solches nutzloses Unterfangen aufzunehmen.Und diese Ärzte sind es dann auch, die die auf diese Weise beforschtenMedikamente letztes Endes verschreiben. 23 Zu allem ÜberflussAuswirkungen von Analogpräparaten in Kanada«In British Columbia wurde ein Großteil (80 %) des Anstiegs bei den Arzneimittelkostenzwischen 1996 und 2003 mit <strong>der</strong> Anwendung neuer patentierter Medikamenteerklärt, die gegenüber den vor 1990 erhältlichen preiswerteren Alternativenaber k<strong>eine</strong> wesentlichen Verbesserungen aufwiesen. Die steigenden Kostendieser Me-too-Präparate, <strong>der</strong>en Preise diejenigen von seit langem bewährtenKonkurrenzprodukten deutlich übersteigen, bedürfen <strong>eine</strong>r sorgfältigen Prüfung.Konzepte <strong>für</strong> die Preisgestaltung bei Arzneimitteln wie in Neuseeland ermöglichenunter Umständen Einsparungen, die <strong>für</strong> die Finanzierung an<strong>der</strong>er Erfor<strong>der</strong>nisseim Gesundheitswesen nutzbar gemacht werden könnten. So hätten inBritish Columbia $ 350 Millionen (26 % <strong>der</strong> Gesamtausgaben <strong>für</strong> verschreibungspflichtigeMedikamente) eingespart werden können, wenn die Hälfte <strong>der</strong> 2003verbrauchten Me-too-Präparate sich preislich an den älteren Alternativen orientierthätte. Mit diesen Einsparungen könnte man die Honorare von mehr alstausend neuen Ärzten bezahlen.Geht man davon aus, dass die L<strong>ist</strong>e <strong>der</strong> 20 weltweit umsatzstärksten Medikamenteauch neu patentierte Versionen von Medikamenten aus lange bekanntenMedikamentenklassen enthält … so werden die Ausgabentrends in den me<strong>ist</strong>enIndustrienationen wahrscheinlich von den Me-too-Präparaten beherrscht.»Morgan SG, Bassett KL, Wright JM, et al. «Breakthrough» drugs and growth inexpenditure on prescription drugs in Canada. BMJ 2005; 331: 815–816.© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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