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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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Faire Tests von Therapien 115ständen müssen wir alle unfairen (verzerrten) Vergleiche vermeidenund mit ihnen auch die falschen Schlüsse, die sich daraus ergebenkönnen.Vergleiche von Therapien mit mäßigen,aber wichtigen EffektenVergleich gegenwärtig behandelter Patientenmit Patienten in <strong>der</strong> VergangenheitManchmal vergleichen Wissenschaftler die Patienten, die sie gegenwärtigbehandeln, mit augenscheinlich ähnlichen Patienten, die wegen<strong>der</strong>selben Krankheit früher an<strong>der</strong>s behandelt wurden. SolcheVergleiche können verlässliche Erkenntnisse liefern, wenn die Behandlungseffektedramatisch sind – beispielsweise wenn <strong>eine</strong> neueTherapie bewirkt, dass einige Patienten <strong>eine</strong> Krankheit überleben,die früher in <strong>der</strong> Regel tödlich verlaufen <strong>ist</strong>. Wenn die Unterschiedezwischen den Therapien jedoch nicht dramatisch sind, es sich jedochtrotzdem lohnt, sie zu kennen, können solche Vergleiche, bei denen«h<strong>ist</strong>orische Kontrollen» verwendet werden, aber Probleme verursachen.Auch wenn Wissenschaftler stat<strong>ist</strong>ische Anpassungen (Adjustierungen)und Analysen durchführen, um möglichst sicherzustellen,dass sie wirklich Gleiches mit Gleichem vergleichen, so <strong>ist</strong> es indiesen Analysen jedoch unmöglich, auch den in den Ver gangenheitnicht erfassten, aber relevanten Charakter<strong>ist</strong>ika von Patienten Rechnungzu tragen. Schlussendlich können wir uns also niemals völligsicher sein, dass wirklich Gleiches mit Gleichem verglichen wurde.Diese Probleme lassen sich dadurch veranschaulichen, dass mandie Ergebnisse zu ein und <strong>der</strong>selben Therapie vergleicht, die ähnlichenPatienten zu unterschiedlichen Zeitpunkten verabreichtwurde. Sehen wir uns dazu <strong>eine</strong> Analyse von 19 Patienten mitfortgeschrittenem Lungenkarzinom an. Darin wurde die jährlicheSterblichkeitsrate von ähnlichen Patienten verglichen, die mit exakt<strong>der</strong> gleichen Therapie, aber zu verschiedenen Zeitpunkten behandeltwurden. Obwohl man nur geringfügige Unterschiede in denSterblichkeitsraten erwartet hätte, unterschieden sie sich beträchtlichvoneinan<strong>der</strong>: Die Sterblichkeitsraten schwankten zwischen ei-© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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