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Wo ist der Beweis? Plädoyer für eine evidenzbasierte Medizin ...

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146 Bewertung <strong>der</strong> relevanten verlässlichen Evidenzeingereichte Berichte ablehnen, weil sie <strong>der</strong>en Ergebnisse <strong>für</strong> nicht«aufsehenerregend» genug halten. 3Das auf Voreingenommenheit beruhende «Nichtpublizieren»von Forschungsergebnissen <strong>ist</strong> unwissenschaftlich und unethischund inzwischen auch allgemein als ernst zu nehmendes Problemerkannt worden. Menschen, die versuchen, sich <strong>für</strong> <strong>eine</strong> von mehrerenTherapiemöglichkeiten zu entscheiden, können dadurch, dassStudien mit «enttäuschenden» o<strong>der</strong> «negativen» Ergebnissen seltenerzur Veröffentlichung kommen, in die Irre geführt werden. Dagegen<strong>ist</strong> bei Studien mit spektakulären Ergebnissen eher ein «Overreporting»(«Mehrfachpublikation») zu beobachten.Das Ausmaß von Un<strong>der</strong>reporting <strong>ist</strong> erstaunlich: Mindestens dieHälfte aller klinischen Studien wird niemals o<strong>der</strong> unvollständigveröffentlicht. Dieses Nichtpublizieren von Forschungsergebnissenstellt <strong>eine</strong> Verzerrung dar und betrifft sowohl große als auch kl<strong>eine</strong>klinische Studien. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen,wurde u. a. vereinbart, dass Studien schon bei ihrem Beginn reg<strong>ist</strong>riertwerden und dass Wissenschaftler die Protokolle ihrer Studienveröffentlichen sollten. 3Ein durch Voreingenommenheit bedingtes Un<strong>der</strong>reporting vonForschungsergebnissen kann sogar tödliche Folgen haben. Es <strong>ist</strong> <strong>eine</strong>rGruppe von britischen Forschern hoch anzurechnen, dass sie noch1993 die Ergebnisse <strong>eine</strong>r klinischen Studie veröffentlichten, die siebereits 13 Jahre zuvor durchgeführt hatten. In dieser Studie war esum ein neues Medikament zur Verringerung von Herz rhythmusstörungenbei Herzinfarkt-Patienten gegangen. Neun Patienten warennach <strong>der</strong> Einnahme des Medikaments verstorben, während in <strong>der</strong>Vergleichsgruppe nur ein Todesfall aufgetreten war. «Als wir unsereStudie 1980 durchführten», so schrieben die Wissenschaftler,dachten wir, die erhöhte Sterblichkeitsrate in <strong>der</strong> Medikamentengruppesei zufallsbedingt gewesen. … Die Entwicklung des Medikaments[Lorcainid] wurde aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben, weshalbdiese Studie niemals veröffentlicht wurde; heutzutage stellt sie ein gutesBeispiel <strong>für</strong> <strong>eine</strong>n «Publikationsbias» dar. Die hier beschriebenen Ergebnisse… hätten uns vielleicht frühzeitig vor den sich abzeichnendenProblemen warnen können. 4© 2013 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, BernDieses Dokument <strong>ist</strong> nur <strong>für</strong> den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in k<strong>eine</strong>r Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.Aus: Imogen Evans, Hazel Thornton, Iain Chalmers, Paul Glasziou; <strong>Wo</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong> <strong>Beweis</strong>? – <strong>Plädoyer</strong> <strong>für</strong> <strong>eine</strong> <strong>evidenzbasierte</strong> <strong>Medizin</strong>. 1. Auflage.

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