Landschaftsplan Zweckverband Raum Kassel

Landschaftsplan Zweckverband Raum Kassel
_________________________________________________________________
E 1 Die Straße als Freiraum
Den Straßen kommt innerhalb des städtischen Freiraumsystems, besonders auch bei der
Betrachtung der wohnungsnahen Freiraumversorgung, eine zentrale Stellung zu. Je nach
Situation ist die Straße für uns Weg zu einem Ziel, oder Ort, an dem wir uns aufhalten. Der
Bürgersteig bildet die "Nahtstelle", den Übergang zwischen dem privaten Hauseingang oder
Grundstück und dem öffentlichen Raum. Dadurch, dass alle die Straße benutzen, überlagern
und verflechten sich hier auf komplexe Weise unterschiedliche Aktivitäten, Zwecke und Ziele;
aus dem Nebeneinander und der Begegnung entsteht das spezifische soziale Leben der
Straße.
Wie weit eine Straße diese Funktionen erfüllen kann, hängt neben einer Reihe anderer Faktoren
auch von ihrer Dimensionierung und Zonierung (z.B. Breite von Gehweg, Fahrbahn)
sowie Ausstattung (Materialien, Vegetation) ab. Ein weiterer bedeutender Faktor ist der Grad
der Funktionalisierung für einzelne dominierende Nutzungen und daraus sich ergebende
Belastungen.
Bäume an Straßen bedeuten i.d.R. eine Aufwertung ihrer Freiraumfunktion (breitere Bürgersteige,
räumliche Strukturierung, kleinklimatische Pufferung).
Erhöhte Verkehrsbelastung geht mit einer Einschränkung der Freiraumqualitäten einher
(Barrierewirkung, Lärm, Schadstoffbelastung, allgemeine Gefährdung)
Besonders hervorzuheben wegen ihrer Freiraumqualität ist ein großer Teil der Straßen in
den Gründerzeitquartieren des Vorderen Westens. Die hier i.d.R. relativ breiten, durch
Baumstreifen von der Fahrbahn abgesetzten Bürgersteige ermöglichen neben der reinen
Fortbewegung auch einfache aufenthaltsbezogene Nutzungen. Die Bäume wirken strukturierend
und raumbildend und schaffen ein angenehmes Mikroklima.
Wegen der von starkem Kfz-Verkehr ausgehenden Belastungen der Freiraumqualität der
Straßen werden in der Konfliktkarte Straßen mit einer Verkehrsbelastung > 10.000 Kfz/Tag
als besonders beeinträchtigt hervorgehoben.
E 2 Freiräume mit spezifischer Nutzbarkeit
Nachfolgend wird das Stadtgebiet hinsichtlich seiner Ausstattung mit Freiräumen spezifischer
Nutzbarkeit beschrieben. Diese Freiräume sind in der Karte 3 'Freizeit, Erholung,
Landschaftsbild' (Bestandskarte 3) dargestellt. Gemeinsam ist dieser Kategorie von Freiräumen,
dass sie - im Unterschied zu öffentlichen Parkanlagen - jeweils nur einem bestimmten
Personenkreis (z.B. Kinder/ Jugendliche, Vereinsmitglieder) zugänglich sind, oder aber das
Spektrum der durch Regeln und soziale Konventionen zugelassenen Nutzungen mehr oder
weniger stark eingeschränkt ist. Die Freiräume haben für jeweils bestimmte Personengruppen
und/oder ihnen zugedachte Funktionen und Nutzungen eine große Bedeutung und damit
im Gesamtsystem der städtischen Freiräume einen großen Wert, aber bei einer Beurteilung
der Freiraumversorgung können sie nur vor dem Hintergrund dieser Einschränkungen berücksichtigt
werden.
E 2a Spielplätze
Im Rahmen der Realnutzungskartierung wurden im Stadtgebiet insgesamt 141 öffentliche
Spielplätze erfasst.
Zwar kann grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass Kinder in der unmittelbaren Umgebung
ihrer Wohnung die Möglichkeit zum Aufenthalt und Spiel haben müssten bzw. dass
alle Freiräume der Stadt neben anderen Nutzungen auch Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten
und Anregungen zum Spielen bieten sollten, dennoch haben Spielplätze als i.d.R.
geschützte und mit Spielgeräten u.ä. ausgestattete Bereiche, in denen sich Gleichaltrige
oder auch Eltern mit Kleinkindern treffen können, eine besondere Bedeutung innerhalb des
städtischen Freiraumsystems. Vor allem für Familien in Mietwohnungen sind sie unverzichtbar.
- 234 -