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Der grosse Konflikt - The Great Controversy

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gesagt, so hätten sie keine Sünde; nun aber können sie nichts vorwenden, ihre Sünde zu<br />

entschuldigen.“ (Joh. 15, 22.) Dieselbe göttliche Macht hatte durch Luther zu dem Kaiser und den<br />

Fürsten Deutschlands gesprochen. Und als das Licht aus dem Worte Gottes strahlte, rechtete sein<br />

Geist mit vielen in jener Versammlung zum letzten Male. Wie Pilatus Jahrhunderte zuvor dem<br />

Stolz und der Volksgunst gestattete, dem Erlöser der Welt sein Herz zu verschließen; wie der<br />

zitternde Felix den Boten der Wahrheit bat: „Gehe hin auf diesmal; wenn ich gelegene Zeit habe,<br />

will ich dich herrufen lassen;“ (Apg. 24, 25.) Wie der stolze Agrippa bekannte: „Es fehlt nicht<br />

viel, du überredest mich, daß ich ein Christ würde,“ (Apg. 26, 8.) und sich doch von der<br />

vom Himmel gesandten Botschaft abwandte, so hatte Karl V., den Eingebungen des<br />

weltlichen Stolzes und der Staatsklugheit folgend, sich entschieden, das Licht der Wahrheit<br />

zu verwerfen.<br />

Gerüchte über die Absichten gegen Luther wurden weithin verbreitet und verursachten große<br />

Aufregung in der ganzen Stadt. <strong>Der</strong> Reformator hatte sich viele Freunde erworben, welche, da sie<br />

die verräterische Grausamkeit Roms gegen alle kannten, die es wagten, seine Verkommenheit<br />

bloßzustellen, beschlossen, daß er nicht geopfert werden solle. Hunderte von Edelleuten<br />

verpflichteten sich, ihn zu beschützen. Nicht wenige rügten die kaiserliche Botschaft öffentlich<br />

als einen Beweis der Schwäche, sich der Macht Roms unterzuordnen. An Haustüren und auf<br />

öffentlichen Plätzen wurden Plakate angebracht, von denen einige Luther verurteilten und andere<br />

ihn unterstützen. Auf einem von ihnen waren nur die bedeutsamen Worte des weisen Mannes<br />

geschrieben: „Wehe dir Land, dessen König ein Kind ist.“ (Pred. 10, 16.) Die Begeisterung des<br />

Volkes für Luther, welche in ganz Deutschland herrschte, überzeugte sowohl den Kaiser als auch<br />

den Reichstag, daß irgendwelches ihm zugefügte Leid den Frieden des Reiches und selbst die<br />

Sicherheit des Thrones gefährden würde.<br />

Friedrich von Sachsen verhielt sich in wohlweislicher Zurückhaltung und verbarg sorgfältig seine<br />

wirklichen Gefühle gegen den Reformator, während er ihn gleichzeitig mit unermüdlicher<br />

Wachsamkeit beschützte und sowohl seine als auch die Bewegungen seiner Feinde überwachte.<br />

Viele jedoch sprachen offen ihre Teilnahme für Luther aus. Er wurde besucht von vielen<br />

Fürsten, Grafen, Baronen und anderen einflußreichen Personen von weltlicher und<br />

kirchlicher Seite. „Das kleine Zimmer des Doktors,“ schrieb Spalatin, „konnte die vielen<br />

Besucher, die sich vorstellten, nicht fassen.“ (L. W., Erl., lt., Bd. 37, S. 15. 16.) Selbst solche,<br />

die seine Lehren nicht glaubten, mußten doch jenen Seelenadel bewundern, der ihn antrieb,<br />

eher sein Leben in den Tod zu geben als sein Gewissen zu verletzen.<br />

Doch wurden noch weitere ernstliche Anstrengungen gemacht, um Luther zu einem Ausgleich<br />

mit Rom zu bewegen. Besondere kleine Ausschüsse, aus Fürsten, Prälaten und Gelehrten<br />

bestehend, bemühten sich weiter um ihn, und sein Geleitbrief wurde gegen den Wunsch des<br />

Legaten um fünf Tage verlängert. Sie stellten ihm vor, daß wenn er hartnäckig auf seiner<br />

Meinung bestände, sein eigenes Urteil gegen das der Kirche und Konzilien aufrechtzuerhalten,

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