27.10.2013 Aufrufe

Der grosse Konflikt - The Great Controversy

Der grosse Konflikt - The Great Controversy

Der grosse Konflikt - The Great Controversy

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Eifer und religiöse Hingabe auszeichnete. Seine Talente und sein Fleiß machten ihn bald zum Stolz<br />

der Schule, und man sagte sich zuversichtlich, daß Johannes Kalvin einer der tüchtigsten und<br />

geehrtesten Verteidiger der Kirche werden würde. Aber ein Strahl göttlichen Lichtes drang sogar<br />

hinter die Mauern der Schulweisheit und des Aberglaubens, von welchem Kalvin umgeben war.<br />

Mit Schaudern hörte er von den neuen Lehren, ohne den geringsten Zweifel zu hegen, daß die Ketzer<br />

das Feuer, dem sie übergeben wurden, vollständig verdienten. Ganz unwissentlich jedoch wurde er der<br />

Ketzerei von Angesicht zu Angesicht gegenübergestellt und gezwungen, die Macht der päpstlichen<br />

<strong>The</strong>ologie zu prüfen, um die protestantischen Lehren zu bekämpfen.<br />

Ein Vetter Kalvins, der sich den Reformatoren angeschlossen hatte, befand sich in Paris. Die beiden<br />

Verwandten trafen sich oft und besprachen gemeinschaftlich die Angelegenheiten, welche die<br />

Christenheit beunruhigten. “Es gibt nur zwei Religionen in der Welt,„ sagte Olivetan, der Protestant,<br />

“die eine ist die, welche die Menschen erfunden haben und nach welcher die Menschen sich durch die<br />

Zeremonien und gute Werke retten; die andere ist die eine Religion, die in der Bibel offenbart wird und<br />

lehrt, daß die Menschen nur selig werden können durch die freie Gnade Gottes.„<br />

„ Weg mit euren neuen Lehren!“ rief Kalvin aus; „Bildet ihr euch ein, daß ich mein ganzes Leben lang<br />

im Irrtum gewesen bin?“ (Wylie, 13. Buch, 7. Kap.)<br />

Aber in seinem Geist waren Gedanken erweckt worden, die er nicht willkürlich verbannen konnte. In der<br />

Einsamkeit seiner Kammer dachte er über die Worte seines Vetters nach. Ein Bewußtsein der Sünde<br />

bemächtigte sich seiner; er sah sich ohne Mittler in der Gegenwart eines heiligen und gerechten<br />

Richters. Die Vermittlung der Heiligen, gute Werke, die Zeremonien der Kirche waren alle machtlos,<br />

Genugtuung für die Sünde zu leisten. Er konnte nichts vor sich sehen als das Dunkel ewiger<br />

Verzweiflung. Vergebens bemühten sich die Gelehrten der Kirche, seiner Angst abzuhelfen. Umsonst<br />

nahm er seine Zuflucht zu Beichte und Bußübungen, aber sie konnten seine Seele nicht mit Gott<br />

versöhnen.<br />

Während Kalvin diese vergeblichen Kämpfe durchmachte, kam er eines Tages wie von ungefähr an<br />

einen der öffentlichen Plätze und war dort Augenzeuge der Verbrennung eines Ketzers. Er wurde<br />

betroffen über den Ausdruck des Friedens, der auf dem Angesichte des Märtyrers ruhte. Inmitten der<br />

Qualen jenes furchtbaren Todes und unter der noch schrecklicheren Verdammung der Kirche bekundete<br />

er einen Glauben und Mut, welche der junge Student schmerzlich mit seiner eigenen Verzweiflung und<br />

Finsternis verglich, während er doch im strengsten Gehorsam gegen die Kirche lebte. Er wußte, daß die<br />

Ketzer ihren Glauben auf die Bibel stützen, und entschloß sich, sie zu studieren, um womöglich das<br />

Geheimnis ihrer Freude zu entdecken.<br />

In der Bibel fand er Christum. „O Vater!“ rief er aus, „sein Opfer hat deinen Zorn besänftigt, sein<br />

Blut hat meine Flecken gereinigt, sein Kreuz hat meinen Fluch getragen, sein Tod hat für mich<br />

Genugtuung geleistet. Wir hatten viele unnütze Torheiten geschmiedet; aber du hast mir dein<br />

Wort gleich einer Fackel gegeben, und du hast mein Herz gerührt, damit ich jedes andere<br />

Verdienst, ausgenommen das des Erlösers, verabscheue.“ (Kalvin, Opusc., lat., S. 123.)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!