27.10.2013 Aufrufe

Der grosse Konflikt - The Great Controversy

Der grosse Konflikt - The Great Controversy

Der grosse Konflikt - The Great Controversy

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Stunde der Hoffnung und der Gnade nahte sich dem Ende; die Schale des lange<br />

zurückgehaltenen Zornes Gottes war beinahe voll. Die nunmehr unheildrohende Wolke, die sich<br />

während der Zeit des Abfalles und der Empörung gesammelt hatte, war im Begriff, sich über ein<br />

schuldiges Volk zu entladen, und er, der allein von dem bevorstehenden Schicksal hätte retten<br />

können, war verachtet, mißhandelt, verworfen worden und sollte bald gekreuzigt werden. Mit<br />

Christi Kreuzestod auf Golgatha würde Israels Zeit als eine von Gott begünstigte und gesegnete<br />

Nation aufhören. <strong>Der</strong> Verlust auch nur einer Seele ist ein Unglück, welches den Gewinn und die<br />

Schätze einer Welt unendlich überwiegt. Als aber Christus auf Jerusalem blickte, sah er das<br />

Schicksal einer ganzen Stadt, einer ganzen Nation - jener Stadt, jener Nation, die einst die<br />

Auserwählte Gottes, sein besonderes Eigentum gewesen war.<br />

Propheten hatten über den Abfall der Kinder Israel und die schrecklichen Verwüstungen geweint,<br />

welche infolge ihrer Sünden über sie ergingen. Jeremia wünschte, daß seine Augen<br />

Tränenquellen wären, daß er Tag und Nacht die Erschlagenen der Tochter seines Volkes und des<br />

Herrn Herde, die gefangen geführt worden war, beweinen möchte. (Jer. 8, 23; 13, 17.) Welchen<br />

Schmerz muß aber Christus empfunden haben, dessen prophetischer Blick nicht Jahre, sondern<br />

ganze Zeitalter umfaßte! Er sah den Würgengel mit dem Schwert gegen die Stadt erhoben,<br />

die so lange Jehovas Wohnstätte gewesen war. Von der Spitze des Ölberges, derselben<br />

Stelle, welche später von Titus und seinem Heer besetzt wurde, schaute er über das Tal auf<br />

die heiligen Höfe und Säulenhallen, und mit seinem tränenumflorten Auge erblickte er ein<br />

grauenhaftes Fernbild; die Stadtmauern von einem feindlichen Heer umzingelt. Er hörte<br />

das Stampfen der sich sammelnden Horden, vernahm die Stimmen der in der belagerten<br />

Stadt nach Brot schreienden Mütter und Kinder. Er sah ihren heiligen, prächtigen Tempel,<br />

die Paläste und Türme den Flammen preisgegeben, und wo sie einst gestanden hatten, sah<br />

er nur einen Haufen rauchender Trümmer.<br />

Den Strom der Zeit hinabblickend, sah er das Bundesvolk in alle Länder zerstreut, gleich Wracks<br />

an einem öden Strande. In der zeitlichen Vergeltung, die im Begriff war, seine Kinder<br />

heimzusuchen, sah er die ersten Tropfen aus jener Zornesschale, die sie bei dem Gericht bis auf<br />

die Hefe leeren mußten. Göttliches Erbarmen, mitleidige Liebe fand ihren Ausdruck in den<br />

trauervollen Worten: Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir<br />

gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre<br />

Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!“ (Matth. 23, 37.) 0 daß du, das vor allen<br />

andern bevorzugte Volk, die Zeit deiner Heimsuchung und das, was zu deinem Frieden dient,<br />

erkannt hättest! Ich habe den Engel der Strafe aufgehalten, ich habe dich zur Buße gerufen, aber<br />

umsonst. Nicht nur Knechte, Boten und Propheten hast du abgewiesen, sondern den Heiligen<br />

Israels, deinen Erlöser, hast du verworfen; wenn du vernichtet wirst, so bist du allein<br />

verantwortlich. „Ihr wollt nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben haben möchtet.“ (Joh. 5, 40)<br />

Christus sah in Jerusalem ein Sinnbild der in Unglauben und Empörung verhärteten Welt,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!