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Der grosse Konflikt - The Great Controversy

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Das Volk lauschte seinen Worten wie gebannt. Das Brot des Lebens wurde jenen hungernden<br />

Seelen gebrochen. Christus wurde vor ihnen über Papst, Legat, Kaiser und König erhoben. Luther<br />

machte keine Andeutungen auf seine gefährliche Lage. Er suchte sich nicht zum Gegenstand der<br />

Gedanken oder des Mitgefühls zu machen. In der Betrachtung Christi hatte er sich selbst ganz aus<br />

den Augen verloren. Er verbarg sich hinter dem Schmerzensmann von Golgatha und trachtete nur<br />

danach, Jesum als den Erlöser des Sünders darzustellen.<br />

Auf der Weiterreise betrachtete das Volk den Reformator mit der größten Teilnahme. Eine<br />

neugierige Menge drängte sich überall um ihn, und freundschaftliche Stimmen warnten ihn vor<br />

den Absichten der Römlinge. Einige sagten: Man wird dich verbrennen wie den Hus. Luther<br />

antwortete: Und wenn sie gleich ein Feuer machten, das zwischen Wittenberg und Worms<br />

bis an den Himmel reicht, weil es aber gefordert wäre, so wollte er doch im Namen des<br />

Herrn erscheinen und dem Behemoth zwischen seine großen Zähne treten und Christum<br />

bekennen und denselben walten lassen. (Ebd., Walch, Bd. 15, S. 2172. 2173.)<br />

Die Kunde, daß Luther sich Worms nähere, rief große Aufregung hervor. Seine Freunde zitterten<br />

für seine Sicherheit; seine Feinde fürchteten um den Erfolg ihrer Sache. Ernste Anstrengungen<br />

wurden gemacht, ihm von seinem Eintritt in die Stadt abzuraten. Auf Anstiften der Römlinge<br />

drang man in ihn, sich auf das Schloß eines befreundeten Ritters zu begeben, wo nach ihrer<br />

Darstellung dann alle Schwierigkeiten auf freundschaftlichem Wege beigelegt werden könnten.<br />

Freunde bestrebten sich, ihm durch Vorhalten der ihm drohenden Gefahr Furcht einzuflößen. Alle<br />

Bemühungen blieben nutzlos. Luther wankte nicht, sondern schrieb: Er wollte gen Worms,<br />

wenngleich so viel Teufel drinnen wären, als immer Ziegel auf ihren Dächern! (L. W., St. L., Bd.<br />

15, S. 1828; April 1521.)<br />

Bei seiner Ankunft in Worms war die Zahl derer, welche sich den Toren zudrängten, ihn zu<br />

bewillkommnen, sogar noch größer als beim Einzug des Kaisers. Es herrschte eine<br />

ungeheure Erregung, und aus der Mitte der Volksmenge sang eine durchdringende,<br />

klagende Stimme ein Grablied, um Luther vor dem bevorstehenden Schicksal zu warnen.<br />

„Gott wird mit mir sein,“ sprach er mutig beim Verlassen des Wagens.<br />

Die Anhänger des Papstes hatten nicht erwartet, daß Luther es doch noch wagen würde, in<br />

Worms zu erscheinen, und seine Ankunft bestürzte sie aufs äußerste. <strong>Der</strong> Kaiser rief sofort seine<br />

Räte zusammen, um das einzuschlagende Verfahren zu erwägen. Einer der Bischöfe, ein fester<br />

Anhänger Roms, erklärte: „Wir haben uns schon lange darüber beraten. Kaiserliche Majestät<br />

möge diesen Mann beiseite tun und ihn umbringen lassen. Sigismund hat den Johann Hus ebenso<br />

behandelt; einem Ketzer braucht man kein Geleit zugeben oder zu halten.’ Karl verwarf diesen<br />

Vorschlag, man müsse halten, was man versprochen habe. <strong>Der</strong> Reformator solle also vorgeladen<br />

werden.“ D'Aubigné, 7. Buch, 8. Kap., S. 195, Stuttgart, 1848. Siehe auch Ranke,<br />

Reformationsgesch., 1, S. 330f.)

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