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Der grosse Konflikt - The Great Controversy

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durch viele Schriftstellen begründete, und überreichte sie dem Kardinal, nachdem er sie laut<br />

vorgelesen hatte. Dieser warf sie jedoch verächtlich beiseite mit der Bemerkung, sie enthalte nur<br />

eine Menge unnützer Worte und unzutreffender Schriftstellen. Luther, nun auch völlig wach,<br />

begegnete dem herrischen Prälaten auf seinem eigenen Gebiet - den Überlieferungen und Lehren<br />

der Kirche - und widerlegte völlig seine Darlegungen.<br />

<strong>Der</strong> Prälat sah, daß Luthers Gründe unwiderlegbar waren, verlor seine Selbstbeherrschung und<br />

rief schließlich nur voll Wut: „Widerrufe!“ Wenn Luther dies nicht sofort tue oder in Rom sich<br />

seinen Richtern stelle, so werde er über ihn und alle, die ihm gewogen seien, den Bannfluch und<br />

über alle, zu denen er sich hinwenden werde, das kirchliche Interdikt verhängen. Zuletzt erhob<br />

sich der Kardinal mit den Worten: „Gehe! Widerrufe oder komme mir nicht wieder vor die<br />

Augen.“ (Ebd., Erl., Bd. 64 S. 364; Bd. 62 S. 72.)<br />

<strong>Der</strong> Reformator zog sich sofort mit seinen Freunden zurück und gab deutlich zu verstehen, daß<br />

man keinen Widerruf von ihm erwarten könne. Dies entsprach keineswegs der Hoffnung des<br />

Kardinals. Er hatte sich geschmeichelt, Luther mit Gewalt und Einschüchterung unterwürfig zu<br />

machen. Jetzt mit seinen Gönnern allein gelassen, blickte er von dem einen zum andern im<br />

höchsten Ärger über das unerwartete Mißlingen seiner Anschläge.<br />

Luthers Bemühungen bei diesem Anlaß waren nicht ohne gute Folgen. Die anwesende große<br />

Versammlung hatte Gelegenheit, die beiden Männer zu vergleichen und selbst ein Urteil zu fällen<br />

über den Geist, der sich in ihnen offenbarte, und über die Stärke und die Wahrhaftigkeit ihrer<br />

Stellungen. Wie bezeichnend der Unterschied! <strong>Der</strong> Reformator, einfach, bescheiden, entschieden,<br />

stand da in der Kraft Gottes, die Wahrheit auf seiner Seite; der Vertreter des Papstes, eingebildet,<br />

anmaßend, hochmütig und unverständig, ohne einen einzigen Beweis aus der Heiligen Schrift,<br />

laut schreiend: „Widerrufe oder du wirst nach Rom geschickt, um die verdiente Strafe zu<br />

erleiden!“<br />

Trotzdem Luther sich ein Sicherheitsgeleit verschafft hatte, planten die Römlinge, ihn zu<br />

ergreifen und einzukerkern. Seine Freunde baten ihn dringend, da es für ihn nutzlos sei, seinen<br />

Aufenthalt zu verlängern, ohne Aufschub nach Wittenberg zurückzukehren, wobei die äußerste<br />

Vorsicht beobachtet werden müsse, um seine Absichten zu verbergen. Demgemäß verließ er<br />

Augsburg vor Tagesanbruch zu Pferde, nur von einem Führer, der ihm vom Stadtoberhaupt zur<br />

Verfügung gestellt war, begleitet. Unter trüben Ahnungen nahm er heimlich seinen Weg durch<br />

die dunklen und stillen Straßen der Stadt; sannen doch wachsame und grausame Feinde auf<br />

seinen Untergang! Würde er den ihm gelegten Schlingen entrinnen? Dies waren Augenblicke der<br />

Besorgnis und des ernsten Gebetes. Er erreichte ein kleines Tor in der Stadtmauer. Man öffnete<br />

ihm, und ohne Hindernis zog er mit seinem Führer hinaus. Sicher außerhalb des Stadtbezirks<br />

beschleunigten die Flüchtlinge ihren Ritt, und ehe noch der Legat Kenntnis von Luthers Abreise<br />

erhielt, war dieser außer dem Bereich seiner Verfolger. Satan und seine Abgesandten waren

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