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Der grosse Konflikt - The Great Controversy

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Frage ihre Ansprüche anerkenne. Als sie aber eine Unterredung mit ihm verlangten, willigte er ein mit<br />

ihnen zusammenzukommen; und so erfolgreich stellte er ihre Anmaßungen bloß, daß die Betrüger<br />

Wittenberg plötzlich verließen.<br />

Die Schwärmerei war für eine Zeit lang gedämpft, brach aber einige Jahre später mit noch größerer<br />

Heftigkeit und schrecklicheren Folgen abermals aus. Luther sagte betreffs der Anführer in dieser<br />

Bewegung: „Die Heilige Schrift war für sie nichts als ein toter Buchstabe, und alle schrien: Geist, Geist!<br />

Aber wahrlich,, ich gehe nicht mit ihnen, wohin ihr Geist sie führt. <strong>Der</strong> barmherzige Gott behüte mich ja<br />

vor der christlichen Kirche, darin lauter Heilige sind. Ich will da bleiben, wo es Schwache, Niedrige,<br />

Kranke gibt, welche ihre Sünden kennen und empfinden, welche unablässig nach Gott seufzen und<br />

schreien aus Herzensgrund, um seinen Trost und Beistand zu erlangen.“<br />

Thomas Münzer, der tätigste dieser Schwärmer, war ein Mann von beträchtlicher Fähigkeit, welche ihn,<br />

wenn richtig geleitet, in den Stand gesetzt haben würde, Gutes zu tun; er hatte jedoch die ersten<br />

Grundsätze wahrer Religion nicht gelernt. Er bildete sich ein, er sei von Gott verordnet, die Welt zu<br />

reformieren, wobei er gleich vielen anderen Schwärmern vergaß, daß die Reform bei ihm selbst zu<br />

beginnen habe. Er war ehrgeizig, Stellung und Einfluß zu erreichen und nicht willig, irgend jemanden<br />

nachzustehen, auch Luther nicht. Er schuldigte die Reformatoren an, sie richteten, da sie sich allein an<br />

die Bibel hielten, nur eine andere Art Papsttum auf. Er betrachtete sich selbst als von Gott berufen die<br />

wahre Reformation einzuführen. „Wer diesen Geist besitzt,“ sagte er, „hat den wirksamen Glauben, und<br />

wenn er auch sein Leben lang nichts von der Heiligen Schrift sähe.“<br />

Die schwärmerischen Lehrer ließen sich von Eindrücken leiten, indem sie jeden Gedanken und jeglichen<br />

Antrieb als Stimme Gottes bezeichneten; in Folge dessen begingen sie die größten Übertreibungen.<br />

Einige verbrannten sogar ihre Bibeln, wobei sie ausriefen: „<strong>Der</strong> Buchstabe tötet, aber der Geist macht<br />

lebendig.“ Münzers Lehren richteten sich an das dem Menschen angeborene Verlangen nach dem<br />

Wunderbaren, während sie ihren Stolz dadurch befriedigten, daß sie menschliche Ideen und Meinungen<br />

in der Tat über Gottes Wort erhoben. Tausende nahmen seine Lehre an. Bald verwarf er alle Ordnung im<br />

öffentlichen Gottesdienst und erklärte, daß den Fürsten gehorchen so viel heiße, als zu versuchen, Gott<br />

und Belial zu dienen.<br />

Die Gemüter des Volkes, das bereits anfing, das Joch des Papsttums abzuschütteln, wurden auch<br />

ungeduldig unter den Einschränkungen der Staatsgewalt. Münzers revolutionäre Lehren, für die er<br />

göttliche Eingebung beanspruchte, führte sie dahin, sich von aller Einschränkung loszureißen und ihren<br />

Vorurteilen und Leidenschaften Zügel schießen zu lassen. Die schrecklichsten Auftritte der Empörung<br />

und des Streites folgten, und die Gefilde Deutschlands wurden mit Blut getränkt.<br />

<strong>Der</strong> Seelenkampf, welchen Luther so lange zuvor zu Erfurt durchgemacht hatte, stürmte nun mit<br />

verdoppelter Wucht auf ihn ein, als er sah, daß die Folgen der Schwärmerei der Reformation zur Last<br />

gelegt wurden. Die päpstlichen Fürsten erklärten – und viele standen bereit es zu glauben – daß Luthers<br />

Lehre die Ursache der Empörung gewesen sei. Obwohl die Anschuldigung auch der geringsten<br />

Grundlage entbehrte, mußte sie doch dem Reformator großen Kummer verursachen. Daß die Sache der

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