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Der grosse Konflikt - The Great Controversy

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die Hälfte studiert.“ (Mathesius Historien, 1. Pred., 15. Abschn., Nürnberg, 1567.)<br />

Als Luther eines Tages die Bücher in der Universitätsbibliothek durchschaute, entdeckte er<br />

eine lateinische Bibel. Solch ein Buch hatte er nie zuvor gesehen. Er hatte nicht einmal<br />

gewußt, daß es überhaupt existiere. Er hatte beim öffentlichen Gottesdienst Bruchstücke<br />

der Evangelien und der Episteln gehört und vermutet, daß diese die Bibel ausmachten. Nun<br />

blickte er zum ersten Mal auf das ganze Wort Gottes. Mit einem Gemisch von Ehrfurcht<br />

und Erstaunen wandte er die heiligen Blätter um; mit beschleunigtem Pulse und<br />

klopfendem Herzen las er selbst die Worte des Lebens, dann und wann anhaltend, um<br />

auszurufen: „O, daß Gott mir solch ein Buch als mein Eigentum geben wollte!“ (Luthers<br />

Werke, Erl., Bd. 60, S. 255.) Engel vom Himmel waren ihm zur Seite, und Strahlen des Lichtes<br />

vom Throne Gottes offenbarten seinem Verständnis die Schätze der Wahrheit. Er hatte sich stets<br />

gefürchtet, Gott zu beleidigen; jetzt aber bemächtigte sich seiner eine tiefe Überzeugung seines<br />

sündhaften Zustandes wie nie zuvor.<br />

Ein aufrichtiges Verlangen, frei von Sünden zu sein und Frieden mit Gott zu haben, veranlaßte<br />

ihn schließlich, in ein Kloster einzutreten und ein Mönchsleben zu führen. Hier wurde von ihm<br />

verlangt, die niedrigsten Arbeiten zu verrichten und von Haus zu Haus zu betteln. Er stand in dem<br />

Alter, da Achtung und Anerkennung am meisten begehrt werden, und diese niedrigen<br />

Beschäftigungen kränkten seine natürlichen Gefühle tief; aber geduldig ertrug er die Demütigung,<br />

weil er glaubte, es sei notwendig um seiner Sünden willen.<br />

Jeden Augenblick, den er von seinen täglichen Pflichten erübrigen konnte, verwandte er aufs<br />

Studium, beraubte sich des Schlafes und gönnte sich kaum die Zeit für seine bescheidenen<br />

Mahlzeiten. Vor allem andern erfreute ihn das Studium des Wortes Gottes. Er hatte an der<br />

Klostermauer angekettet eine Bibel gefunden und zog sich oft zu ihr zurück. Je mehr er von<br />

seinen Sünden überzeugt wurde, desto mehr suchte er durch eigene Werke Vergebung und<br />

Frieden zu erlangen. Er führte ein höchst strenges Leben und bemühte sich, seine böse Natur,<br />

wovon sein Mönchsstand ihn nicht zu befreien vermocht hatte, durch Fasten, Wachen und<br />

Kasteien zu besiegen. Er schreckte vor keinem Opfer zurück, durch welches er die Reinheit des<br />

Herzens erlangen möchte, die ihn befähigen wurde, Gott angenehm zu sein. „Wahr ist's, ein<br />

frommer Mönch bin ich gewesen, und habe so gestrenge meinen Orden gehalten, daß ich's sagen<br />

darf: ist je ein Mönch gen Himmel kommen durch Möncherei, so wollte ich auch hinein<br />

gekommen sein; denn ich hätte mich (wo es länger gewährt hätte), zu Tode gemartert mit<br />

Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit.“ (Ebd., Bd. 31, S. 273.) Diese schmerzhafte Zucht<br />

schwächte ihn, und. er litt an Ohnmachtsanfällen, von deren Folgen er sich nie ganz erholte. Aber<br />

trotz allen Anstrengungen fand seine geängstigte Seele keine Erleichterung, sondern wurde der<br />

Verzweiflung nahegebracht.<br />

Als es Luther schien, daß alles verloren sei, erweckte ihm Gott einen Helfer und Freund. <strong>Der</strong>

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