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Der grosse Konflikt - The Great Controversy

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er zum Volk: „Mit welchem Auge könnte ich den Himmel anblicken, mit welcher Stirne könnte ich auf<br />

diese Menschenmenge sehen, der ich das reine Evangelium gepredigt habe? Nein, ich erachte ihre<br />

Seligkeit höher als diesen armseligen Leib, der nun zum Tode bestimmt ist.“ Dann wurden ihm die<br />

Stücke des Priesterornats eins nach dem andern abgenommen, wobei jeder Bischof bei der Vollführung<br />

der Zeremonie einen Fluch über ihn aussprach. Schließlich „wurde ihm eine hohe Papiermütze<br />

aufgesetzt, mit Teufeln bemalt, welche vorn die auffällige Inschrift trug: 'Haeresiarcha' (oder Erzketzer).<br />

'Mit größter Freude', sagte Hus, 'will ich diese Krone der Schmach um deinetwillen tragen, o Jesus, der<br />

du für mich die Dornenkrone getragen hast.`<br />

Als er so angetan war, sprachen die Prälaten: „Nun übergeben wir deine Seele dem Teufel.“ „Aber ich“,<br />

sprach Hus, indem er seine Augen zum Himmel erhob, „empfehle in deine Hände, o Herr Jesus, meine<br />

durch dich erlöste Seele.“<br />

Nun wurde er der weltlichen Obrigkeit übergeben und nach dem Richtplatz geführt. Ein ungeheurer Zug<br />

folgte nach, Hunderte von Bewaffneten, Priestern und Bischöfen in ihren kostbaren Gewändern und die<br />

Einwohner von Konstanz. Als er an den Pfahl festgebunden war, und alles bereit war, das Feuer<br />

anzuzünden, wurde er nochmals ermahnt zu widerrufen, sich zu retten, indem er seinen Irrtümern<br />

entsage. „Welche Irrtümer,“ sagte Hus, „sollte ich widerrufen, da ich mich keines Irrtums bewußt bin?<br />

Ich rufe Gott zum Zeugen an, daß alles, was ich geschrieben oder gepredigt habe, die Rettung der Seelen<br />

von Sünde und Verderben bezweckte; deshalb stehe ich bereit, die Wahrheit, welche ich geschrieben<br />

und gepredigt habe, freudigst mit meinem Blute zu besiegeln.“ (Wylie, Buch 3, Kap. 7.) Als das Feuer<br />

angezündet worden war, begann Hus laut zu singen: „Jesus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich<br />

meiner!“ (Neander, Kirchengesch., 6. Per., 2. Abschn., 2. Teil, 69. Par., Gotha, 1856. Siehe auch Hefele,<br />

Kirchengesch., VII, 209f.) So fuhr er fort, bis seine Stimme auf immer verstummte.<br />

Selbst seine Feinde bewunderten seine heldenmütige Haltung. Ein päpstlicher Schriftsteller, der<br />

den Märtyrertod von Hus und Hieronymus, der bald darauf starb, beschreibt, sagt: „Beide<br />

ertrugen den gewaltsamen Tod mit standhaftem Gemüte und bereiteten sich auf das Feuer vor, als<br />

ob sie zu einem Hochzeitsfeste geladen waren. Sie gaben keinen Schmerzenslaut von sich. Als die<br />

Flammen empor schlugen, fingen sie an Loblieder zu singen, und kaum vermochte die Heftigkeit<br />

des Feuers ihrem Gesang Einhalt zu tun.“ (Aeneas, Hist. Boh., S. 34.)<br />

Als der Körper des Hus völlig verzehrt war, wurde seine Asche samt der Erde, worauf sie ruhte,<br />

gesammelt und in den Rhein geworfen und auf diese Weise dem Weltmeer zugeführt. Seine Verfolger<br />

bildeten sich eitler weise ein, sie hätten die von ihm verkündeten Wahrheiten ausgerottet. Schwerlich<br />

träumten sie, daß die Asche, welche an jenem Tage dem Meer zugeführt wurde, dem Samen gleichen<br />

sollte, der über alle Lande der Erde ausgestreut wird, daß er in noch unbekannten Ländern eine<br />

reichliche Ernte an Zeugen für die Wahrheit hervorbringen werde. Durch die Stimme, welche im<br />

Konziliumssaal zu Konstanz gesprochen hatte, war ein Widerhall erweckt worden, der durch alle<br />

künftigen Zeitalter fortgepflanzt werden sollte. Hus war nicht mehr; aber die Wahrheit, für welche er<br />

gestorben war, konnte nie untergehen. Sein Beispiel des Glaubens und der Standhaftigkeit mußte viele<br />

ermutigen, trotz Qual und Tod entschieden für die Wahrheit einzustehen. Seine Hinrichtung hatte der<br />

ganzen Welt die hinterlistige Grausamkeit Roms offenbart. Die Feinde der Wahrheit hatten unbewußt

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