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Der grosse Konflikt - The Great Controversy

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Buch, 8. Abschn., S. 199, Stuttgart, 1848.)<br />

Vor jener gewaltigen und hochadeligen Versammlung schien der in Niedrigkeit geborene<br />

Reformator eingeschüchtert und verlegen. Mehrere der Fürsten, die seine Gefühle bemerkten,<br />

näherten sich ihm, und einer von ihnen flüsterte: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib<br />

töten und die Seele nicht mögen töten.“ Ein anderer sagte: „Wenn ihr vor Fürsten und Könige<br />

geführt werdet um meinetwillen, wird es euch durch den Geist eures Vaters gegeben werden, was<br />

ihr reden sollt.“ (Melanchthon, Leben Luthers, S. 53.) Auf diese Weise wurden Christi Worte von<br />

den Großen dieser Erde gebraucht, um Gottes Diener in der Stunde der Prüfung zu stärken.<br />

Luther wurde ein Platz unmittelbar vor dem kaiserlichen Thron angewiesen. Tiefes<br />

Schweigen herrschte in der großen Versammlung. Dann erhob sich der vom Kaiser<br />

beauftragte Redner und verlangte, indem er auf eine Sammlung von Luthers Schriften<br />

hinwies, daß der Reformator zwei Fragen beantworte: ob er die hier vorliegenden Bücher<br />

für die seinigen anerkenne oder nicht; und ob er die Ansichten, die er darin vorgebracht<br />

hatte, widerrufe.<br />

Nachdem die Titel der Bücher verlesen worden waren, erwiderte Luther, daß er hinsichtlich der<br />

ersten Frage jene Bücher für die seinigen annehme und nichts je davon ableugne. Aber was da<br />

folge, „weil dies eine Frage vom Glauben und der Seelen Seligkeit sei und das göttliche Wort<br />

betreffe, was das höchste sei im Himmel und auf Erden,... da wäre es vermessen und sehr<br />

gefährlich, etwas Unbedachtes auszusprechen. Ich könnte ohne vorherige Überlegung leicht<br />

weniger behaupten als die Sache erfordere, oder mehr als der Wahrheit gemäß wäre, und durch<br />

das eine und andere jenem Urteile Christi verfallen: Wer mich aber verleugnet vor den<br />

Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater. (Matth. 10, 33.)<br />

Deshalb bitte ich von Kaiserlicher Majestät aufs aller untertänigste um Bedenkzeit, damit ich<br />

ohne Nachteil für das göttliche Wort und ohne Gefahr für meine Seele dieser Frage<br />

genugtue.“ (L. W., Erl., Bd. 64, S. 377f; lat. 37, 5-8.)<br />

Indem Luther dieses Gesuch stellte, handelte er weislich. Sein Benehmen überzeugte die<br />

Versammlung, daß er nicht aus Leidenschaft oder bloßem Antrieb handle. Solche Ruhe und<br />

Selbstbeherrschung, wie man sie von einem, der sich so kühn und unnachgiebig gezeigt hatte,<br />

nicht erwartet hätte, erhöhten Luthers Macht und befähigten ihn nachher, mit einer Vorsicht,<br />

Entschiedenheit, Weisheit und Würde zu antworten, daß seine Gegner überrascht und enttäuscht<br />

und ihre Anmaßung und ihr Stolz beschämt wurden.<br />

Am nächsten Tage sollte er erscheinen, um seine endgültige Antwort zu geben. Als er die gegen<br />

die Wahrheit verbündeten Mächte betrachtete, entfiel ihm für den Augenblick der Mut. Sein<br />

Glaube schwankte, Furcht und Zittern ergriffen ihn und Grauen überkam ihn. Die Gefahren<br />

vervielfältigten sich vor ihm, seine Feinde schienen im Begriff zu siegen und die Mächte der

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