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Der grosse Konflikt - The Great Controversy

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Die ganze Stadt wollte diesen merkwürdigen Mann sehen, und bald füllte sich seine Wohnung<br />

mit vielen Besuchern. Luther hatte sich kaum von seiner kürzlichen Krankheit erholt; er war<br />

ermüdet von der Reise, die zwei volle Wochen in Anspruch genommen hatte; er mußte sich auf<br />

die wichtigen Ereignisse des morgenden Tages vorbereiten und bedurfte der Stille und der Ruhe.<br />

Das Verlangen, ihn zu sehen, war jedoch so groß, daß er sich nur einiger Stunden der Stille<br />

erfreut hatte, als Edelleute, Ritter, Priester und Bürger sich begierig um ihn sammelten. Unter<br />

ihnen waren viele der Edelleute, welche von dem Kaiser so kühn eine Reform der kirchlichen<br />

Mißbräuche verlangt hatten, und die, wie sich Luther ausdrückte, „alle durch mein Evangelium<br />

frei geworden waren.“ Feinde sowohl als Freunde kamen, um den unerschrockenen Mönch zu<br />

sehen, aber er empfing sie mit unerschütterlicher Ruhe und antwortete allen mit Würde und<br />

Weisheit. Seine Haltung war fest und mutig; sein bleiches, abgemagertes Gesicht, welches<br />

Spuren von Mühe und Krankheit zeigte, trug einen freundlichen, ja sogar freudigen Ausdruck.<br />

Die Feierlichkeit und der tiefe Ernst seiner Worte verliehen ihm eine Macht., welcher selbst seine<br />

Feinde nicht gänzlich widerstehen konnten. Freunde und Feinde waren voller Bewunderung.<br />

Einige waren überzeugt, daß ein göttlicher Einfluß ihn begleite; andere erklärten wie die<br />

Pharisäer hinsichtlich Christi: Er hat den Teufel.<br />

Am folgenden Tage wurde Luther aufgefordert, vor dem Reichstag zu erscheinen. Ein<br />

kaiserlicher Beamter sollte ihn in den Empfangssaal führen; aber nur mit Mühe erreichte er den<br />

Ort. Jeder Zugang war angefüllt mit Beobachtern, die den Mönch sehen wollten, der es gewagt<br />

hatte, der Autorität des Papstes zu widerstehen.<br />

Als Luther im Begriff war, vor seine Richter zu treten, sagte ein Feldherr, der Held mancher<br />

Schlacht, zu ihm: „Mönchlein, Mönchlein, du gehst jetzt einen Gang, einen Stand zu tun,<br />

dergleichen ich und mancher Oberster auch in unsern aller ernstesten Schlachtordnungen nicht<br />

getan haben. Bist du auf rechter Meinung und deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen fort<br />

und sei getrost, Gott wird dich nicht verlassen.“ (Spangenberg, Adelsspiegel Ill,S.54.)<br />

Endlich, stand Luther vor dem Reichstag. <strong>Der</strong> Kaiser saß auf dem Thron. Er war von den<br />

erlauchtesten Persönlichkeiten des Kaiserreichs umgeben. Nie zuvor war je ein Mensch vor<br />

einer bedeutsameren Versammlung erschienen als jene war, vor welcher Martin Luther<br />

seinen Glauben verantworten sollte. „Die Erscheinung selbst war ein großer Sieg über das<br />

Papsttum. <strong>Der</strong> Papst hatte diesen Mann verurteilt, und dieser Mann stand jetzt vor einem<br />

Gericht, welches sich dadurch über den Papst stellte. <strong>Der</strong> Papst hatte ihn in den Bann getan, von<br />

aller menschlichen Gesellschaft ausgestoßen, und er war in ehrenhaften Ausdrücken vorgeladen<br />

und erschien vor der höchsten Versammlung der Welt. <strong>Der</strong> Papst hatte ihm den Mund<br />

verschlossen, und er sollte vor Tausenden von Zuhörern aus den verschiedensten Landen der<br />

Christenheit reden. So hatte Luther eine gewaltige Revolution durchgesetzt: Rom stieg schon von<br />

seinem Thron herab, und das Wort eines Mönches gab die Veranlassung dazu.“ (D'Aubigné, 7.

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