27.10.2013 Aufrufe

Der grosse Konflikt - The Great Controversy

Der grosse Konflikt - The Great Controversy

Der grosse Konflikt - The Great Controversy

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

als auch seine Verbergung geschahen so geheimnisvoll, daß selbst Friedrich lange nicht<br />

wußte, wohin Luther geführt worden war. Diese Unkenntnis war plangemäß, denn solange<br />

der Kurfürst nichts von Luthers Aufenthalt wußte, konnte er keine Auskunft geben. Er<br />

vergewisserte sich, daß der Reformator in Sicherheit war, und mit dieser Kenntnis gab er<br />

sich zufrieden.<br />

Frühling, Sommer und Herbst gingen vorbei, der Winter kam und Luther blieb noch immer ein<br />

Gefangener. Aleander und seine Anhänger frohlockten, daß das Licht des Evangeliums dem<br />

Auslöschen nahe schien. Statt dessen aber füllte der Reformator seine Lampe aus dem<br />

Vorratshause der Wahrheit, damit ihr Licht in einem um so helleren Glanze leuchte.<br />

In der freundlichen Sicherheit der Wartburg erfreute sich Luther eine Zeitlang seiner Befreiung<br />

von der Hitze und dem Getümmel des Kampfes. Aber in der Ruhe und Stille konnte er nicht<br />

lange Befriedigung finden. An ein Leben der Tätigkeit und des harten Kampfes gewöhnt, konnte<br />

er es schwer ertragen, untätig zu sein. In jenen einsamen Tagen trat der Zustand der Kirche vor<br />

seine Augen, und er rief in seiner Not: „Aber es ist niemand, der sich aufmache und zu Gott halte<br />

oder sich zur Mauer stelle für das Haus Israel an diesem letzten Tage des Zorns Gottes!“ (L. W.,<br />

St - L., B d. 15, S. 2514; 12. Mai 1521 an Melanchthon.) Wiederum richteten sich seine<br />

Gedanken auf sich selbst, und er befürchtete, daß er durch seinen Rückzug vom Kampfe der<br />

Feigheit beschuldigt würde. Dann machte er sich Vorwürfe wegen seiner Sorglosigkeit und<br />

Selbstbefriedigung. Und doch vollbrachte er zu derselben Zeit täglich mehr, als für einen<br />

Mann zu tun möglich schien. Seine Feder war nie müßig. Während seine Feinde sich<br />

schmeichelten, ihn zum Schweigen gebracht zu haben, wurden sie erstaunt und verwirrt<br />

durch handgreifliche Beweise, daß er noch immer tätig war. Ein Heer von Abhandlungen,<br />

die aus seiner Feder flossen, machten die Runde durch ganz Deutschland. Auch leistete er<br />

seinen Landsleuten einen höchst wichtigen Dienst, indem er das Neue Testament in die<br />

deutsche Sprache übersetzte. Von seinem felsigen Patmos aus fuhr er beinahe ein ganzes<br />

Jahr lang fort, das Evangelium zu verkündigen und die Sünden und Irrtümer der Zeit zu<br />

rügen.<br />

Es geschah aber nicht nur, um Luther vor dem Zorn seiner Feinde zu bewahren oder um ihm für<br />

diese wichtigen Arbeiten eine Zeit der Ruhe zu verschaffen, daß Gott seinen Diener dem<br />

Schauplatze des öffentlichen Lebens entrückt hatte. Köstlichere Erfolge als diese sollten erzielt<br />

werden. In der Einsamkeit und Verborgenheit seiner bergigen Zufluchtsstätte war Luther allen<br />

irdischen Stützen fern und abgeschlossen von menschlichem Lob. Somit war er vor dem Stolz<br />

und dem Selbstvertrauen bewahrt, welche so oft durch den Erfolg verursacht werden. Durch<br />

Leiden und Demütigung wurde er vorbereitet, wiederum mit Sicherheit die schwindelnden Höhen<br />

zu betreten, wozu er so plötzlich erhoben worden war.<br />

Wenn Menschen sich der Freiheit, welche die Wahrheit ihnen bringt, erfreuen, so sind sie

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!