27.10.2013 Aufrufe

Der grosse Konflikt - The Great Controversy

Der grosse Konflikt - The Great Controversy

Der grosse Konflikt - The Great Controversy

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

und endlich beschloß Titus, den Tempel im Sturm zu nehmen, ihn jedoch, wenn möglich, vor der<br />

Zerstörung zu bewahren. Aber seine Befehle wurden mißachtet. Als er sich abends in sein Zelt<br />

zurückgezogen hatte, machten die Juden einen Ausfall aus dem Tempel und griffen die Soldaten<br />

außerhalb an. Im Handgemenge wurde von einem Soldaten ein Feuerbrand durch eine<br />

Öffnung der Halle geschleudert, und unmittelbar darauf standen die mit Zedernholz<br />

getäfelten Räume des heiligen Gebäudes in Flammen. Titus eilte nach dem Ort, gefolgt von<br />

seinen Generalen und Obersten und befahl den Soldaten, die Flammen zu löschen. Seine<br />

Worte blieben unbeachtet. In ihrer Wut schleuderten die Soldaten Feuerbrände in die an<br />

den Tempel stoßenden Gemächer und metzelten viele mit dem Schwerte nieder, die daselbst<br />

Zuflucht gefunden hatten. Das Blut floß gleich Wasser die Tempelstufen hinunter. Tausende<br />

und aber Tausende von Juden kamen um. Das Schlachtgetöse wurde übertönt von Stimmen,<br />

welche riefen: „lchabod!“ - die Herrlichkeit ist dahin.<br />

„Titus fand es unmöglich, der Wut der Kriegsknechte Einhalt zu tun; er trat mit seinen Offizieren<br />

ein und nahm Einsicht von dem Innern des heiligen Gebäudes. <strong>Der</strong> Glanz erregte ihre<br />

Bewunderung, und da die Flammen noch nicht bis zum Heiligtum gedrungen waren, machte er<br />

einen letzten Versuch, es zu retten. Er sprang hervor und forderte die Mannschaften auf, das<br />

Umsichgreifen der Feuerbrunst zu verhindern. <strong>Der</strong> Hauptmann Liberalis versuchte mit seinem<br />

Befehlshaberstab, Gehorsam zu erzwingen; doch selbst die Achtung vor dem Kaiser verging vor<br />

der rasenden Feindseligkeit gegen die Juden, der heftigen Aufregung des Kampfes und der<br />

unersättlichen Beutegier. Die Soldaten sahen alles um sich herum vom Golde strahlen, das im<br />

wilden Licht der Flammen einen blendenden Glanz erzeugte; sie wähnten, unberechenbare<br />

Schätze seien in dem Heiligtum aufgespeichert. Unbemerkt warf ein Soldat eine brennende<br />

Fackel zwischen die Angeln der Tür, und im Nu stand das ganze Gebäude in Flammen. <strong>Der</strong><br />

erstickende Rauch und das Feuer zwangen die Offiziere, sich zurückzuziehen, und der<br />

herrliche Bau wurde seinem Schicksal überlassen.<br />

„War es schon für die Römer ein erschreckendes Schauspiel, was mag es für die Juden gewesen<br />

sein! <strong>Der</strong> ganze Gipfel, der die Stadt weit überragte, erschien wie ein feuerspeiender Berg. Eins<br />

nach dem andern stürzten die Gebäude ein und wurden von dem feurigen Abgrund verschlungen.<br />

Die Dächer von Zedernholz waren einem Feuermeer gleich, das vergoldete Zinnenwerk erglänzte<br />

wie leuchtende Feuerzungen, die Türme der Tore schossen Flammengarben und Rauchsäulen<br />

empor. Die benachbarten Hügel waren erleuchtet; dunkle Gruppen von Zuschauern verfolgten in<br />

fürchterlicher Angst die fortschreitende Zerstörung; auf den Mauern und Höhen der oberen Stadt<br />

drängte sich Gesicht an Gesicht, einige bleich vor Angst und Verzweiflung, andere mit düsteren<br />

Blicken ohnmächtiger Rache. Die Rufe der hin- und hereilenden römischen Soldaten, das Heulen<br />

der Aufständigen, die in den Flammen umkamen, vermischten sich mit dem Getöse der<br />

Feuersbrunst und dem donnernden Krachen des stürzenden Gebälks. Das Echo antwortete von<br />

den Bergen und widerhallte die Schreckensrufe des Volkes auf den Höhen; die Wälle entlang<br />

erschallte Angstgeschrei und Wehklagen; Menschen, die von der Hungersnot erschöpft im

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!