-Mereberch = >Merenberg< - © - Manfred Fay – Dillenburg - 1
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Dieses Gericht stand ursprünglich unter der gravelichen Gerichtsbarkeit oder Landeshoheit der Graven<br />
von Diez, die Bewohner aber waren, wenn nicht sämtlich, doch größtenteils LeibEiGene der Herrschaft<br />
>MerenbergMerenberg< nehmen es als Anlass, das Recht der Leibsherrschaft<br />
nach und nach in eine Gerichtsbarkeit zu verwandeln, um die Graven von Diez, wo möglich, aus dem<br />
Besitz ihrer Hoheitsrechte zu verdrängen. Zu mehrerer Befestigung der angemaßten Rechte, ließ sich<br />
>Merenberg< von dem Hochstift zu Worms mit der Vogtei zu Neunkirchen belehnen. Schon im 13.<br />
Jahrhundert entstand darüber Streit mit Diez, in welchem die erwählten Schiedsrichter den Anspruch<br />
nehmen, dass die Graven von Diez im Jahr 1278 bei ihrer hohen oder peinlichen Gerichtsbarkeit, und<br />
bei Ihren Einkünften aus dem Gericht, oder, wie diese Gefaelle anderwärts genannt werden, bei ihrem<br />
graevelichen Recht, verbleiben, und die Einwohner an das Landgericht zu Winden zu folgen schuldig<br />
sein sollten. Auch die Wildfänge werden den Graven zugesprochen. Später kommen als angezweifelte<br />
Rechte der Graven von Diez auch die Jagd in dem zum Gericht gehörenden Forstwald und die<br />
Erhebung der Rauchhaber und der Rauchhenner in den Dörfern vor.<br />
Die Rauchhenner bzw. Blaumänner werden fälschlich immer als Rauchhühner zitiert.<br />
Das Färber-Waid (Isatis tinctoria), im Volksmund Henne oder Henner genannt, ist eine alte Drogen-<br />
Kulturpflanze des Westerwaldes. Aus ihren Samen wurde fettes Öl gepresst, welches wie Leinöl<br />
verwendet werden konnte. Die Blätter wurden damals im Juli und September geerntet, auf der<br />
Waidmühle zerkleinert und auf Haufen gesetzt. Nach 24 Stunden musste der Waid dann zu Klöschen<br />
geformt und getrocknet werden. Die "Clöschen" schichtete man auf einer Tenne 60 bis 70 cm hoch auf<br />
und versetzte sie durch Feuchthalten in Gärung. Das erzeugte eine Rauchbildung und die Bearbeiter<br />
nannte man deshalb Henner, Rauchhenner bzw. Rauchfärber. Nach einigen Wochen bildete sich dann<br />
Indigo.<br />
In den Überlieferungen und Urkunden aus der damaligen Zeit werden bei den aufgeführten Pflicht-<br />
Abgaben immer wieder Fassnachtshühner oder Rauchhühner erwähnt. Diese angeblich Hühner waren<br />
eindeutig Henner, so wurde die Henna oder Färberwaid volksmundlich genannt und die mussten von<br />
der Bevölkerung den Herren, zusätzlich der Pacht, gebracht werden. Was sollten Sie denn mit all den<br />
Fassnachtshühnern oder Rauchhühnern denn anfangen wollen? Laut den Überlieferungen wären das<br />
tausende Hühner gewesen?<br />
Dieses Handwerk wurde allgemein mit "Krauts oder Krautsman" bezeichnet, auch der geläufige<br />
Ausdruck Waidmann scheint mit dem heutigen Begriff eines Jägers nur wenig gemein zu haben. Die<br />
Engländer, die aus dem Gebiet zwischen Weilburg und Beilstein auswanderten, bezeichnen die<br />
Deutschen spöttisch mit Krauts, doch sie beschimpfen sich eigentlich selbst? Eine ältere Überlieferung<br />
erzählt das Grauen viel plastischer:<br />
Die Gewinnung aus dem einheimischen Färberwaid (Isatis tinctoria). In den Indigopflanzen findet sich<br />
nirgends ein blauer Farbstoff. Alle Teile der Pflanze und vor allem die Blätter enthalten eine Vorstufe<br />
des Indigos, die Zuckerverbindung Indican. Zur Gewinnung von Indigo aus Färberwaid zerstampften<br />
die Bauern früher die Waidblätter in einer Waidmühle. Das zerquetschte Material schichteten sie auf<br />
einen Haufen und ließen es 2 Wochen lang gären. Aus dem vergorenen Brei ( deshalb Breiwald !!! )<br />
formten sie kleine Bällchen, so genannte Waidkugeln oder Klößchen. Diese wurden von den<br />
Waidhändlern auf den Märkten gekauft. Eine sehr übel riechende Tätigkeit übernahmen die<br />
Angestellten der Waidhändler, die Waidknechte: Sie feuchteten die Waidkugeln mit Urin an und<br />
setzten sie erneut einer Gärung aus. Nach einer Lagerzeit von etwa zwei Jahren kam der vergärte<br />
Waid in die Färbehäuser. Dort wurde er nochmals mit Urin und Pottasche bei 60° C verrührt. Erst nach<br />
3 Tagen entstand eine Brühe, die Küpe, die wir im Volksmund Bräu nennen. Das Wort Bräu hat im<br />
Volksmund eine negative Bedeutung, es bedeutet eine undefinierbare Flüssigkeit.<br />
Henbane = Bilsen- bzw. Pilsenkraut oder Hyoscyamus niger L. - Solanaceae =<br />
Nachtschattengewächse. Deutsche Namen sind auch Bysenkraut, Billerkrut, Bilsamkrut, Binsel- oder<br />
Binsenkraut ( du gehst in die Binsen = du gehst tot ), Dullbillerkrut, Dulldill, Dilldabch, Fettkraut, Hunneoder<br />
Hennamischenkrut, Kesselkraut, Maddekraut, Rasewurzel, Rindswurz, Roßzähne, Säukraut,<br />
Schlafkraut, Schweinkraut, Teufelsauge, Tollkraut, Tolldill, Verrenkwurzel, Zahnkraut, Zigeunerkraut.<br />
(Losch, 1997, S. 134)<br />
Es ist also eine einjährige, im Süden auch zweijährige sehr giftige Pflanze, die als halluzinogene Droge<br />
missbräuchliche Verwendung findet und klassischer Bestandteil von Zaubertränken ist. Der Name des<br />
Krautes findet sich im Pilsen oder Bilsen wieder. Dem Endprodukt Getränk setzte man den Samen des<br />
Bilsenkrauts zu, um dessen Wirkung halluzinogen zu verstärken. Bis ins 20. Jahrhundert hinein baute<br />
man in Brauereinähe Bilsenkraut an. Deswegen sagt man, wenn jemand betrunken herum torkelt; der<br />
ist „Blau“! Die Waidmacher oder Waidknechte wurden bei ihrer Arbeit nicht nur an den Händen, an den<br />
Füßen blau, auch an den Nasen und dem Mund. Sie waren auch nicht gern gesehen, denn sie stanken<br />
viele Meter gegen den Wind. Noch heute sind, in unserer Heimat, die Spitznamen "Blaumäuler,<br />
Blaustrümpfe, Blauköpp, Blaufüße und Blaunasen", siehe Edingen oder Werdorf, in Frohnhausen und<br />
Arborn, durchaus üblich. Blau sein heißt, die Wegsteuer verloren zu haben. Die Blaufüße wurden in<br />
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